Komplexität der Datenbank sollte von DV-Leitern nicht unterschätzt werden:38-Umstellung kann zum Stolperstein werden

11.01.1980

MÜNCHEN - Hoffnungen auf "Rosengarten-Anwendungen" sollten sich künftige /38-Anwender allmählich abschminken, so das Urteil eines Betroffenen: "Die /38 wird einigen DV-Chefs Kopf und Kragen kosten", erklärt Heinz Küppers, EDV-Leiter beim Alsdorfer Schallplattenkonzern WEA GmbH. Man neige dazu, die Komplexität der Maschine zu unterschätzen und gehe somit völlig unvorbreitet, an die Umstellung des neuen System, begründet Küppers. "Es ist uns schleierhaft", so ein Pressesprecher der IBM daraufhin, "aus welchen Gründen derartige Behauptungen autstellt werden."

Bei der Optimol Ölwerke GmbH in München wurde als Vorberaitung auf die Mitte 1981 eingeplante /38 bischer leidiglich eine Ist - Aufnahme und Ist - Analyse durchgeführt. " Was an Arbeit auf uns zukommt, scheint ein ganz schöner Brocken zu werden", befürchtet DV-Chef Eckhardt Haas, der momentan noch mit einer /3-12 arbeitet. Wie Küppers glaubt der Münchener, daß vor allem bei Anwendern bislang kleinerer Systeme Komplikationen auftreten könnten . "Eine neue Maschine kann man erst dann voll nutzen", so Haas, "wenn man sie beherrscht". Das Wissen um eine Datenbank verlange von einem DV-Mann eine wesentlich größere Qualifikation.

Es wird immer deutlicher, daß sich die /38-Lieferverzögerung als Glücksfall für den Anwender herausstellt (siehe Ausgabe 33/79 Seite 7, Kolumne: Emanzipation). Kommentar der Marktführers: " Das sehen wir nicht so - man kann eine /38 anfangs genauso und mit den gleichen Programman fahren, wie beispilsweise die /3re-Systeme."

" Auch bei einer Eins-zu-eins-Umstellung", bestätigt Eckhard Haas die Argumentation der Stuttgarter, " bringt die /38 Vorteile , wenn man, wie wir, mit der /3-12 bis zum Halse voll sind."

/3-15- Anwender Reinhardt Eglseder, DV-Leiter bei der Deutschen Wrigley, plant, den Datenbank-Computer vorerst in der "mageren Version" einzusetzen, um erst dann schrittweise mit der eigentlich vorgesehenen Anwendung zu beginnen. "Will man alle Vorteile der neuen Maschine nutzen, dann muß man sich geraume Zeit vorher mit dem DB-Konzept befassen und möglichst frühzeitig mit den Vorarbeiten beginnen ", erklärt der Münchener DV-Boß. Die Deutsche Wrigley hat einen externen Berater beauftragt, der bereits mit den ersten Vorberaitungen auf das neue System begonnen hat. Bisherige /38-Erkenntnis im Unternehmen, so Eglseder: " Bezüglich der Neuprogrammierung wird sich wohl noch einiges auftun - eine Übernahme aller bisher angewandten Programma wird sicherlich nict möglich sein".

Sowhl Haas als auch Küppers beabsichten, wie Eglseder zunächst eins-yu-eins umzustellen. Der WEA-DV-Boß befürchtet allerdings daß sich eine sukzessive Umstellung äußert langfirstig ( "gummiartig" ) hinziehen wird. Küppers: "Die fachbereiche sind schon heute darauft fixiert, daß am Tage der /38-Installation ad hoc alles besser, schöner und einfacher wird." Darauf könnten sie jedoch unter Umständen noch Jahre warten: "Den Unmut der entäuschten Fachabteilungen müssen in erster Linie die DV-Leiter ausbaden."