Komplexe Projekte weltweit steuern

10.08.2006
Von Rupert Stuffer

Cross Company Planning

Der bislang letzte Schritt ist die Methode des Cross Company Planning (CCP). Damit sind Teilplanungen, die parallel in verschiedenen Unternehmen laufen, zu einer gemeinsamen Datenbasis vernetzbar. Sie lassen sich dann in der Multiprojektlandschaft einem Verantwortlichen zuordnen, der die Hoheit über seine persönlichen Termine behält. Zugleich haben alle Projektmitarbeiter jederzeit darauf Zugriff, um den aktuellen und projektweit synchronisierten Planungsstand einzusehen und sich aktiv in den Prozess einzubringen. So tauschen sie relevante Informationen kontinuierlich zwischen ihren jeweiligen Multiprojektlandschaften aus.

Kommt es zu Problemen im Projektablauf, so lassen sich diese mit Hilfe von Kooperation und Kommunikation lösen: Während herkömmliche Methoden bei auftretenden Terminkonflikten auf der nächst niedrigeren Ebene nach dem Fehler suchen und dort rückblickend Alarm schlagen, informieren die neuen Lösungen mit automatischen Benachrichtigungen und Warnfunktionen auch die von den Folgen betroffenen Projektmitglieder.

Zwang zur Kommunikation

Wer bei welchem Konflikt eine bestimmte Aktion einleiten und entsprechend alarmiert werden muss, lässt sich individuell festlegen. So sind sämtliche Arbeitsbereiche in der Lage, frühzeitig zu reagieren. Alle Projektbeteiligten müssen im Konfliktfall die weitere Projektplanung abstimmen und gemeinsam anpassen. Dabei behalten sie den Überblick über das Gesamtprojekt sowie über die parallel laufenden Vorhaben.

Der entscheidende Vorteil des Kooperativen Ansatzes gegenüber anderen Projekt-Management-Methoden ist, dass er allen Beteiligten gleichermaßen hilft - Auftraggebern wie etwa Autoherstellern und Auftragnehmern, also beispielsweise Zulieferern. Bei dem Automobilzulieferer Edscha, einem Spezialisten für Türscharniere, arbeiten die zirka 180 Mitarbeiter der Produktenwicklung in den Geschäftsbereichen Scharnier- und Betätigungssysteme oft parallel an mehr als 350 Projekten. Dabei müssen Liefertermine gegenüber den Herstellern strikt eingehalten werden - ganz gleich, zu welchen Verzögerungen es intern kommt. Um dies zu gewährleisten, laufen sämtliche Planungsdaten und Terminpläne in einer zentralen Datenbasis zusammen. Bei Abweichungen in der ständig aktualisierten Planung erhalten die von der Änderung betroffenen Projektleiter oder -teams sofort einen Hinweis mit den Auswirkungen auf das eigene Projekt. Über CCP können auch die Autohersteller in diesen Prozess einbezogen werden. Für Auftraggeber bringt diese Methodik den großen Vorteil, dass sie auch in extrem komplexen Entwicklungsvorhaben die Projekthoheit behalten - und damit vor allem den Einführungszeitpunkt von Produkten selbst steuern und festlegen können. (ws)

Fazit

Herkömmliche Projekt-Management-Lösungen werden der von verteilten Teams und vielfältigen Abhängigkeiten geprägten Projektwirklichkeit heute nicht mehr gerecht. Für die Unternehmen heißt dass: Sie müssen sich nach Projekt-Management-Ansätzen umsehen, mit denen sich die neuen Formen der unternehmensinternen und firmenübergreifenden Zusammenarbeit abbilden und steuern lassen. Denn wer das Projekt-Management vernachlässigt, der verliert die Kontrolle über seine Projekte - und macht damit die erhofften Einsparpotenziale schnell zunichte. Das Kooperative Projekt-Management ist eine dieser neuen Methoden, die anzuschauen sich lohnt - vor allem weil sich die Methodik im mehrjährigen praktischen Einsatz, zum Beispiel durch eine Vielzahl von Autoherstellern und Zulieferern, Pharmaunternehmen und Unternehmen aus der Luft- und Raumfahrtindustrie, erfolgreich bewährt hat.