Vergleich von Ultranet und CD-Manager

Komplexe CD-Installationen verlangen Management-Software

10.11.1998
Die Bereitstellung einer größeren Zahl von CD-ROMs oder DVDs im Netz stellt den Systemverwalter vor einige Probleme. Der "CD-Manager 3.1" der Göttinger Firma H+H Zentrum für Rechnerkommunikation GmbH, inzwischen eine hundertprozentige Tochter von Microtest, und "Ultranet 3.5 Professional" von der Grazer R+R Meßtechnik und Handel GmbH, bieten dabei für die Windows-Welt wertvolle Unterstützung. Michael Pietroforte* stellt die beiden Produkte gegenüber.

Drei Hauptaufgaben warten auf den Administrator, wenn er den Anwendern viele CDs oder DVDs zugänglich machen muß. Zunächst müssen die Silberscheiben physisch im Netz bereitgestellt werden. Anschließend steht er vor der Herausforderung, die zumeist immer noch Windows-basierten Front-ends ohne zu großen Aufwand auf jedem Client-PC einzurichten. Können die Benutzer dann die Medien abfragen, müssen schließlich Zugriffs- und Lizenzkontrollen unbefugten Gebrauch unterbinden.

Für die physische Bereitstellung der Medien im Netz haben sich mittlerweile Jukeboxen eingebürgert. Falls ein schnellerer Zugriff erforderlich ist, kann der Systemverwalter auch Abbilder der CDs auf Festplatten kopieren. Während in Ultranet dafür bereits ein Modul enthalten ist, liefert H+H ein Zusatzprodukt mit. Je nach Systemumgebung des Kunden kommt dann eine Redirector-Software wie "Jukeman" von Ixos oder "Disc Port Executive" von Microtest zum Einsatz. Der Vorteil der R+R-Lösung ist, daß die gesamte Administration über eine Konsole vonstatten geht und das auch dann, wenn man verschiedene Server als Datenspeicher nutzt. Die einzelnen Daten-Server bezeichnet der Hersteller in einer solchen Konfiguration als Slaves, während der Server, der die Kontrollfunktionen übernimmt, als Master fungiert. Greift ein Nutzer auf eine CD zu, stellt der Master die Netzverbindung zwischen Slave und Anwender-PC her. Hat der Administrator mehrere Kopien einer CD auf verschiedene Slaves verteilt, sorgt der Master für eine dynamische Lastverteilung zwischen den Slaves. Sobald die Verbindung zwischen Daten-Server und Client steht, klinkt sich der Master aus und beauftragt die beiden zur direkten Kommunikation. Die Interaktion zwischen CD-Manager und Redirector läuft ähnlich ab, wenngleich eine Fernadministration des Redirectors und eine dynamische Lastverteilung auf mehrere Server hier nicht möglich sind. Sowohl beim CD-Manager als auch bei Ultranet findet die Identifikation der CD über eine frei wählbare ID statt. Ort und Speicherform der CD-Daten spielen für die Administration ab jetzt keine Rolle mehr. Der nächste Schritt, die Einrichtung der Retrieval-Software, ist sicher der aufwendigste und schwierigste Part für den Systemverwalter. Er muß beispielweise berücksichtigen, ob die Applikation das CD-Laufwerk unter einem bestimmten Laufwerksbuchstaben erwartet, ob dieser auf dem Anwender-PC überhaupt frei ist oder ob es Konflikte zwischen verschiedenen Anwendungen gibt, so daß diese nicht gleichzeitig aufgerufen werden dürfen.

Tools für die Installation der Clients

Beide Firmen verfügen hier über eine langjährige Erfahrung und über eine Vielzahl von fertigen Scripts, die sie ihren Kunden anbieten können. Einen Großteil dieser Probleme kann man sich allerdings vom Hals halten, wenn man einen Applikations-Server wie den "Windows Terminal Server" von Microsoft einsetzt, vorzugsweise mit der Citrix-Erweiterung "Metaframe", die übrigens von beiden Programmen unterstützt wird. In einer solchen Umgebung muß jede Anwendung nur einmal installiert werden, und schon steht sie im gesamten Firmennetz zur Verfügung, gleich unter welchem Client-Betriebssystem.

Besinnen sich IT-Verantwortliche nicht auf einen solchen Ansatz, so erwarten sie aber von einer CD-Management-Software, daß diese das Front-end nach Möglichkeit automatisch auf den PCs einrichten kann. Eine solche Installation "nach Bedarf" vermeidet das Einrichten der Client-Programme auf allen PCs. Dies ist nämlich zumeist überflüssig, weil jeder Anwender im Normalfall nur einige der angebotenen Datenträger nutzen will.

H+H liefert zur Erleichterung des Einrichtungsprozesses das Modul "Installer" mit dem CD-Manager aus. Mit ihm lassen sich Modifikationen protokollieren, die die Installationsroutine auf dem PC vornimmt. Aufgezeichnet werden dabei Veränderungen an INI-Dateien und ob neue Dateien in Systemverzeichnissen auftauchen. Neue Einträge in der Registrierdatenbank finden aber leider keine Berücksichtigung. Nach Beendigung der Installation erzeugt der Installer automatisch ein Script, das der Client-PC vor dem ersten Aufruf der CD-Anwendung abarbeitet und das die notwendigen lokalen Veränderungen vornimmt.

R+R überläßt diese Aufgabe Fremdprodukten wie "Cleansweep" oder "Regmon". Das notwendige Script muß der Verwalter dann von Hand erstellen, wobei eine Reihe von speziellen Ultranet-Befehlen zur Verfügung stehen. So gibt es beispielsweise solche für die Manipulationen von Ini-Dateien und der Registry.

Neben der technischen Seite erfordern aufwendige und umfangreiche CD-Installationen auch die Berücksichtigung rechtlicher Aspekte. Dabei geht es um die Vermeidung von Lizenzverletzungen, die entstehen, wenn zu viele Nutzer gleichzeitig auf eine Silberscheibe zugreifen. Andererseits wollen Unternehmen nicht gleich für alle Mitarbeiter Lizenzen erwerben, nur weil ein bestimmtes Nachschlagewerk hin und wieder gebraucht wird.

Zugriffskontrolle gegen Lizenzverletzungen

CD-Manager und Ultranet können diesem Umstand auf legale Weise Rechnung tragen. Sollten mehr Anwender auf eine CD zugreifen wollen, als Lizenzen vorhanden sind, gelangen sie beim CD-Manager in eine Warteschleife und werden dann automatisch durchgeschaltet, sobald die CD wieder frei ist. Ultranet hingegen weist zu spät gekommene Anwender lediglich mit einem entsprechenden Hinweis ab. Sie müssen es auf gut Glück später noch einmal probieren. Der CD-Manager bietet außerdem die Möglichkeit, Applikationen automatisch zu beenden, wenn der Anwender für längere Zeit keine Eingabe mehr vorgenommen hat, so daß dann dessen Lizenz wieder frei wird. Über ein ausgefeiltes Statistikmodul können Administratoren CD-Zugriffe detailliert analysieren und beispielsweise feststellen, wieviel Lizenzen benötigt werden. Bei Ultranet übernimmt der Account-Manager ähnliche Funktionen. Beide Produkte erlauben auch eine benutzerabhängige Auswertung. Der CD-Manager führt hierzu eine eigene Benutzerdatenbank, die er mit Hilfe von Umgebungsvariablen automatisch füttert. R+Rs Ultranet liest dagegen aus der NT-Benutzerdatenbank, bevor es Benutzern den Zugriff gewährt.

Insgesamt bietet der CD-Manager dann aber mehr Möglichkeiten für die Zugriffssteuerung. Er kann beispielsweise gezielt einzelne Benutzer, Gruppen oder Arbeitsplätze vom Gebrauch bestimmter CDs ausschließen. Einzelne Anwendungen lassen sich zeitlich begrenzt anbieten. Für den Anwender bleiben diese recht komplexen Zugriffsmechanismen im großen und ganzen transparent. Er sieht in der Menüstruktur des CD-Managers nur jene Anwendungen, die auch für ihn bestimmt sind.

Ultranet kommt mit Browser-Plug-in

Mit einem Klick auf den entsprechenden Menüpunkt wird die Retrieval-Software automatisch installiert, gestartet und die Verbindung zur CD hergestellt. Ähnlich funktioniert dies auch beim Ultranet-Client, den es als 16-Bit- und 32-Bit-Version, aber auch als Plug-in beziehungsweise als Active X Control für die beiden Standard-Browser gibt.

Fazit: Der CD-Manager von H+H bietet unterm Strich deutlich mehr Features. Wer Netware als Server-Betriebssystem einsetzen möchte, kommt um das Produkt aus Göttingen nicht herum, denn Ultranet verlangt Windows NT. Die geringere Flexibilität gleichen die Grazer durch modernere Technologie aus. Während der CD-Manager derzeit noch auf 16-Bit-Code basiert, ist Ultranet ganz auf die NT-Umgebung abgestimmt. So kommt bereits DCOM zum Einsatz, wodurch eine effektive Steuerung mehrerer Server ermöglicht wird.

Preislich sind beide Produkte aufgrund einer unterschiedlichen Lizenzpolitik schwer zu vergleichen. Der Preis des CD-Managers hängt von der Zahl der Arbeitsstationen ab und liegt zwischen 8120 und 17 400 Mark. Hinzu kommen noch die Kosten für die Redirector-Software, die etwa im Falle des Jukeman für 50 CDs nochmals mit 3770 Mark zu Buche schlagen. Ultranet gibt es in verschiedenen Ausbaustufen und mit unterschiedlicher Zahl maximaler zeitgleicher Zugriffe. So erhält man die Light-Version schon für etwa 2600 Mark, während die Professional-Variante bei unlimitierter Zugriffszahl rund 30 000 Mark kostet. Beide Firmen offerieren auch Komplettangebote aus Hardware, Installation und Schulung. Weitere Informationen gibt es unter http://www.rrmess.at und http://www.hh-zfrk.com.\*Michael Pietroforte arbeitet als freier Autor in München.