Beim 32-Bit-Prozessor Fehler der Vergangenheit vermeiden:

Kompatible Software ist Schlüssel zum Markt

23.01.1981

MÜNCHEN (rs) - Dem 32-Bit-Trend folgen neben den Minicomputer-Herstellern jetzt auch die Mikro-Macher. Die US-Fachzeitung "Computer Business News" (CBN), Schwesterpublikation der COMPUTERWORLD, kommt zu dem Ergebnis daß die Prozessor-Hersteller den Übergang vom 16- zum 32-Bit-Mikro besser im Griff haben als den Wechsel vom 8- zum 16-Bit-Rechner in den vergangenen Jahren.

Ein paar Lektionen hätten die Hersteller gelernt, schreibt das Fachblatt weiter. Zum einen bestünde jetzt Software-Kompatibilität zu den 16-Bit-Prozessoren. Dies sei zwischen den 8- und 16-Bit-Maschinen nicht immer selbstverständlich.

Ferner wollen die Hersteller die 32-Bit-Mikros nicht einführen, bevor der Markt nicht wirklich in der Lage sei, sie zu nutzen. Auch diese Überlegung habe vorher nicht immer stattgefunden. Viele Mikroprozessor-Firmen beeilten sich, sich, so CBN, das 16-Bit-Modell auf den Markt zu werfen, bevor die Leute wußten, was sie damit machen sollten.

Außerdem wollen die Hersteller die 32-Bit-Schaltkreise erst vollständig durchtesten und darüber hinaus ihre Produktionskapazitäten ausbauen, um den erwarteten ersten Nachfrageboom befriedigen zu können. Ihre Produzenten erwarten dabei nicht, daß nach Einführung des 32-Bit-Prosessors die 16-Bit-Version veralten würde. Dieses Schicksal war dem 8-Bit-Modell bei der Einführung des 16-Bit-Prozessors vorhergesagt worden unbegründet, wie sich später herausstellte.

Einmütigkeit herrscht unter den Marktexperten, daß die 8-Bit-Mikroprozessoren weiterhin stark bei unkomplizierten Anwendungen in Großserien vertreten sein werden. Der President der Zilog Inc., Manny Fernandez, schälzt den Lebenszyklus eines Z80 auf 21 Jahre. Fernandez: "Wir sind jetzt im sechsten oder siebten Jahr."

Ein Beobachter des Elektronik-Marktes ist sogar der Ansicht, der 4-Bit-Mikroprozessor werde ein Comeback erleben. Er sieht für dieses Bauelement Einsatzmöglichkeiten in Großserienprodukten wie Toastern oder Mikrowellenöfen.

Die führenden Unternehmen im 32-Bit-Mikromarkt sind zur Zeit die Intel Corp mit ihrem 8086, Texas Instruments Inc. mit der 9900-Serie, Zilog mit dem Z8000 sowie Motorola mit dem 68 000-Prozessor. Advanced Mikro Devices Inc. (AMD) produziert den Zilog-Prozessor unter der Bezeichnung AmZ8000 und NEC, die Mostek Corp. sowie die Siemens AG fertigen eine Version des Intel 8086.

Einig sind sich die Industrie und Branchenkenner über die Bedeutung der Software. Fernandez: "Die Inkompatibilität der Software, die wir beim Wechsel vom 8- zum 16-Bit-Prozessor hatten, darf bei der 32-Bit-Version nicht auftreten." Und Robert Wickham, President des US-Marktforschers Vantage Research Inc., assistiert: "Die Software wird der Schlüssel zu einer neuen Generation von Mikroprozessoren sein."