Alles schon mal da gewesen?

Kommunikation der Zukunft

08.07.2008
Von 
Oliver Häußler arbeitet als freier Journalist und Moderator in der IT- und Telekommunikationsbranche. Seine journalistischen, wirtschaftlichen und technischen Erfahrungen sammelte der Kommunikationswissenschaftler während seiner über 20 Jahre langen Tätigkeit als Chefredakteur von renommierten Fachzeitschriften wie der Funkschau, FunkschauHandel, NetworkWorld und als Moderator von Kongressen, Webcasts und zahlreichen Podiumsdiskussionen.
Effizienz ist das Schlüsselwort, wenn es darum geht, moderne Kommunikationstechniken einzusetzen, um die wachsende Flut an Informationen zu bewältigen. Die konsequente Integration von Sprach-, Daten- und Videokommunikation ist eine wesentliche Voraussetzung dafür.

Erfahrene IT-Leute schmunzeln, wenn sie mit den Begriffen Unified Communications, Multimedia oder Videokommunikation konfrontiert werden. "Alles schon mal da gewesen", sagen die Kritiker unter ihnen, die sich bei Multimedia an die ersten Btx-Gehversuche erinnern und bei Unified Communications fragen, was an der Integration von Sprache, Fax oder E-Mail neu sei. Das könne man mit Computer Telephony Integration (CTI) doch seit Mitte der 90er-Jahre.

Wer die künftige Kommunikationsentwicklung im beruflichen Umfeld betrachtet, muss unterscheiden zwischen den Notwendigkeiten, welchen die Industrie unterliegt, und dem Bedarf, der sich in den Unternehmen entwickelt. Speziell die Telekommunikations-Branche sucht seit Jahren nach neuen "Killerapplikationen", um den Kundenschwund der klassischen Telefonie zu kompensieren. Diesen Wettbewerb spüren auch die Anbieter und Provider aus dem IT-Umfeld und halten mit entsprechenden Angeboten dagegen. Neben Platzhirschen wie Cisco, Microsoft oder Deutsche Telekom haben sich neue Unternehmen wie Google oder Yahoo etabliert. Sie alle wollen nur eins: Kunden gewinnen.

Betrachtet man die Bedürfnisse der Anwender, so gehen die Angebote allerdings häufig daran vorbei. ISDN-Videokonferenzen und wenig hilfreiche Mobilfunkangebote wie ein "Blumenbestellservice" sind nur zwei von vielen Offerten, die nicht auf Gegenliebe stießen.

Der verschärfte Wettbewerb ändert die Situation. Die Carrier verlassen zunehmend das Feld der Technikverliebtheit und orientieren sich mehr an ihren Kunden. Inzwischen haben sie viel Geld investiert, um ihre Netze zu modernisieren und neue Angebote zu entwickeln. Eine "Killerapplikation" ist zwar trotz viel gepriesener "All-IP-Bemühungen" nicht dabei herausgekommen. Aber dennoch kann sich das Ergebnis sehen lassen, denn die Modernisierung der Netze hat dazu beigetragen, dass eine funktionierende Infrastrukturbasis entwickelt wurde, die es ermöglicht, die unterschiedlichsten Kommunikationskanäle sinnvoll miteinander zu verbinden und die Kommunikation in die Geschäftsprozesse zu integrieren.

Zu geringer Nutzen

Was wünschen sich die Anwender von künftiger Kommunikationstechnologie? Oft wissen sie selber nicht so recht, welche speziellen Anwendungen sie brauchen. Das Marktforschungsinstitut Berlecon hat CIOs nach den Gründen gefragt, warum sie moderne Multimedia-Techniken nicht einsetzen. "Die Befragungsergebnisse zeigen deutlich, dass vielen Unternehmen der Nutzen von Multimedia-Kommunikationslösungen nicht klar ist", lautet das Ergebnis. "80 Prozent der Nichtnutzer gaben an, dass zu geringer Nutzen ein wichtiger oder sehr wichtiger Grund für die Entscheidung war, solche Lösungen nicht zu nutzen", so die Studie weiter.

Einen wirklichen Vorteil suchen die Verbraucher vielmehr in einer Kommunikationstechnik, die ihnen dabei hilft, aktuelle Probleme zu lösen. Eines dieser Probleme ist die ständig wachsende Kommunikationsflut im Unternehmen. Denn sie hat zur Folge, dass ein Vielfaches an Informationen ohne zusätzliches Personal verarbeitet werden muss. Außerdem erzeugt die Datenflut Brüche in der Kommunikation, was wiederum Prozessunterbrechungen und Unzufriedenheit bei den Kunden nach sich zieht. Beides wirkt sich negativ auf das Geschäft aus.