Nach der Corona-Krise

Kommt eine Sonderkonjunktur Digitalisierung?

21.04.2020
Das Software-Engineering-Unternehmen MaibornWolff sieht sich in der Corona-Krise gut aufgestellt und glaubt an noch mehr Digitalisierung nach der Pandemie.

Das Software-Engineering-Unternehmen MaibornWolff profitiert in Zeiten der COVID19-Pandemie gleich mehrfach von einer guten Krisenprävention. Mit mittlerweile sechs Standorten sowie verteilten Kundenprojekten ist die technische Infrastruktur so ausgebaut, dass die rund 500 Mitarbeiter am 13. März weitgehend reibungslos ins Homeoffice wechseln konnten. Seitdem finden so gut wie alle Treffen remote statt - inklusive der Team-Meetings mit 250 und mehr Teilnehmenden und den Treffen des Krisenstabs.

Holger Wolff: Unternehmen mit rein digitalen Geschäftsmodellen boomen in der Krise. Aus dieser Beobachtung wird die Notwendigkeit zur Digitalisierung mit neuer Dringlichkeit in Strategieabteilungen und Vorstandsetagen diskutiert.
Holger Wolff: Unternehmen mit rein digitalen Geschäftsmodellen boomen in der Krise. Aus dieser Beobachtung wird die Notwendigkeit zur Digitalisierung mit neuer Dringlichkeit in Strategieabteilungen und Vorstandsetagen diskutiert.
Foto: Wolff - MaibornWolff

Geschäftsführer Holger Wolff sieht eine seiner wichtigsten Aufgaben als oberster Krisenmanager in der Teamkommunikation. Damit will er der Unsicherheit und dem Homeoffice-Koller bei den Beschäftigten entgegenwirken. Auch finanziell sei das das Unternehmen gut vorbereitet: "Die alte Tugend, Mittel vorrätig zu halten, bewährt sich auch in Zeiten von Strafzinsen. Das sichert jetzt unsere Liquidität und letztlich Stabilität und Sicherheit für unsere Mitarbeitenden", erklärt Wolff. Beim Krisenmanagement setzt er auf datengestützten Weitblick als Vorbereitung für Entscheidungen "auf Sicht": "Wir vermessen den Möglichkeitsraum, indem wir mit existierenden Daten verschiedene Szenarien durchrechnen. So bereiten wir uns auf Entscheidungen vor, wenn sie ad hoc getroffen werden müssen."

Solidarität mit Freiberufler und Dienstleister zeigen

Unternehmerisch handeln bedeutet dabei für ihn als Inhaber mehr als rein finanziell motivierte Handlungen. Seiner Meinung nach können wir als Gesellschaft diese Krise besser mit Verantwortung und Solidarität durchstehen. Verantwortung übernehmen bedeutet für den Unternehmer, Menschen trotz sinkender Einnahmen im Job zu halten. Für mittelfristige Szenarien, die über die eigenen liquiden Mittel hinaus gehen, sieht er Deutschland mit Kurzarbeit und anderen Werkzeugen gut aufgestellt. Damit könnten Unternehmen Mitarbeiter wie eigener Wirtschaftlichkeit gerecht werden. Diese Sicherheit will Wolff solidarisch auch an Freelancer im Projekt oder eigene Dienstleister weitergeben.

Digitale Geschäftsmodelle sind krisenfester

Im besten Szenario hofft er auf die schnelle Entwicklung eines Impfstoffs oder eines Medikaments, so dass neben der Wirtschaft auch das gesellschaftliche Leben mit Sportereignissen und Reisen wieder in Gang kommt. In der darauffolgenden wirtschaftlichen Erholung sieht der Volkswirt sogar die Möglichkeit eines neuen Digitalisierungsschubs: Im weltweiten Shutdown zeige sich, dass globale Lieferketten zur Produktion von Gütern zur Achillesferse werden. Unternehmen mit rein digitalen Geschäftsmodellen boomen dagegen regelrecht. Aus dieser Beobachtung wird die Notwendigkeit zur Digitalisierung mit neuer Dringlichkeit in Strategieabteilungen und Vorstandsetagen diskutiert. Für diesen Fall sehe er eine neue und noch stärkere Sonderkonjunktur Digitalisierung am Horizont. Bis dahin fährt der Geschäftsführer mit Weitblick auf Sicht. (pg)