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Kommt bald Open Source von Microsoft?

30.03.2004

Microsoft gehört zu den erklärtesten Gegnern von quelloffener Software. Dies könnte sich in absehbarer Zukunft allerdings ändern, wenn man den Worten Stephen Walli Glauben schenkt, Business Development Manager der Platforms Group von Microsoft. Dieser sagte gegenüber "Computerwire", Open Source von Microsoft "komme". Dabei gehe es wahrscheinlich um "Non-core"-Software, sprich keine Komponenten des Betriebssystems Windows.

Bei Software gehe es um mehr als den bloßen Verkauf "der Lizenz und der Schachtel", so Walli; die Freigabe von Code würde Microsoft helfen, sein Verhältnis zu Kunden zu verbessern. "Es gibt eine Menge Code, der bloß Infrastruktur ist. Warum sollten wir nicht eine Community sponsern? Wir sind dabei, unser Verhältnis mit Kunden zu vertiefen", so der Manager, der an Microsofts Shared-Source-Initiative mitarbeitet. In deren Rahmen stellt der Konzern seit geraumer Zeit Partnern und Kunden den Quellcode wichtiger Produkte zu Verfügung - allerdings nur zur Ansicht und nicht wie bei "echter" Open Source offen für Modifikationen (so lange diese später wieder öffentlich gemacht werden).

Microsoft-Manager wie Craig Mundie und Bill Gates haben sich in der Vergangenheit mehrfach öffentlich gegen Open Source ausgesprochen, das aus Sicht von Microsoft die kommerzielle Softwareindustrie ruiniert. Insbesondere die GNU General Public License (GPL) ist Microsoft ein Dorn im Auge. Derzeit fährt das Unternehmen eine umfangreiche "Fakten"-Werbekampagne, die die Vorteile von Windows gegenüber dem vermeintlich kostengünstigeren Linux verdeutlichen soll.

Allerdings ist Microsoft bei genauem Hinsehen schon deutlich aufgeschlossener gegenüber Open Source als gedacht. Seine "Unix Services for Windows" beispielsweise verwenden 25 GPL-Werkzeuge, darunter den Compiler "GCC", und enthalten Code aus "OpenBSD". Und selbst auf dem Höhepunkt der offiziellen Attacken gegen quelloffene Software hatte Microsoft kein Problem damit, Versionen von C# (C Sharp) und der Common Language Runtime (CLI) für .NET für eine nichtkommerzielle Implementierung auf FreeBSD zu lizenzieren.

Die tatsächliche Überlassung von Code an die Community würde aber natürlich eine weiter reichende und offiziellere Akzeptanz von Open Source bedeuten. Walli bezeichnete diese als "business as usual". (tc)