Kommissar Computer sucht Entführer

24.06.1977

MÜNCHEN (ee) - Was früher in zeitraubender Kleinarbeit von Kriminalbeamten gefiltert werden mußte, das besorgt jetzt immer erfolgreicher der Computer: das Vergleichen und Registrieren von Zeugenhinweisen bei Kapitalverbrechen. Das Bayerische Landeskriminalamt unterstützt die 49 Mann der "Oetker-Kommission" mit einem Siemens-Rechner 4004/25, dem bisher rund 2000 Hinweise auf Täter und Tathergang dieser spektakulären Entführung eingefüttert worden sind.

Die Dienst-Leistung des Kriminal-Computers, der mit einem im Fall Snoeck erarbeiteten Programm arbeitet, das auf die Besonderheiten des Oetker-Falles zurechtgetrimmt worden ist, besteht vor allem darin, die einzelnen Zeugen-Aussagen auf Duplizitäten zu durchleuchten, um zeitliche Parallelen herauszufinden. In der "prähistorischen Karteikarten-Zeit" nahm vor allem das Abgleichen dieser Hinweise die meiste Zeit in Anspruch - und bot doch keine Garantie, daß alle Hinweise so logisch verknüpft wurden, daß keine Täter durch das Recherchennetz schlüpfen hätten können.

Der Rechner-Einsatz hat in Bayern noch andere Erfolge gezeitigt: So gelang es innerhalb kürzester Zeit, einen großangelegten Schwindel mit getürkten Goldbarren (unter dünner Blattgoldhaut verbarg sich ein wertloser Bleikern) aufzuklären.