Kommentar/Triumph der Zweifler?

01.03.1996

Wir haben es Euch ja gleich gesagt" - die Haeme der Client- Server-Gegner ist unueberhoerbar. Ausufernde Projektkosten, ueberforderte Mitarbeiter, Sicherheitsprobleme bei der Datenuebertragung und -verwaltung sowie chaotische Zustaende in der IT-Organisation bei CS-Pionieren loesen hemmungslose Schadenfreude bei denen aus, die "weise und vorausschauend" abwarteten. Sie fuehlen sich nun bestaetigt, an ihrem zentralen DV-Konzept mit dem Mainframe als Herzstueck festgehalten zu haben.

Der Triumphgesang der Konservativen irritiert manchen Anwender - wohl auch, weil renommierte Marktforscher ebenfalls Skepsis bekunden. Sie berichten unablaessig von dem Wiederaufleben des Mainframe-Geschaefts bestimmter Hersteller und den gravierenden Problemen der Client-Server-Adepten. Auch fuehlt sich die Host- Gemeinde bestaetigt, wenn sie beobachtet, wie die Protagonisten der verteilten Datenverarbeitung offenbar damit beginnen, ihre DV- Landschaft zu "rezentralisieren" - dabei fuehren diese lediglich zentrale Kontroll- und Steuerungsmechanismen ein und lokalisieren ihre Daten- und Applikations-Server an einem Ort, oftmals dem Rechenzentrum.

Sicher gab und gibt es bei den Pionieren vielfaeltige Probleme, etwa weil das Projekt-Management nicht beherrscht, die Fachbereiche nur ungenuegend eingebunden oder die verfuegbare Technologie nicht hinreichend evaluiert werden. Der Weg in die Client-Server-Welt erlaubt dennoch keine Umkehr, denn er ist nicht aus Freude am Experimentieren, sondern aus geschaeftlichen Notwendigkeiten heraus beschritten worden.

Mit einer althergebrachten Host-Architektur lassen sich moderne Methoden der Arbeitsorganisation (Projekte, Teams, Gruppenarbeit), die Ausrichtung der Arbeit anhand von Prozessketten oder auch der Aufbau neuer Informationssysteme kaum realisieren. Auch koennen organisatorische Schritte wie die Aufgliederung grosser Konzerne in kleine Einheiten, die Gruendung virtueller Unternehmen oder auch nur die schlichte Kooperation mit anderen Firmen mit einer Infrastruktur alter Praegung nur unzureichend unterstuetzt werden.

Offenbar sind die Kritiker von Client-Server-Loesungen von ihren Vorgesetzten noch nicht um entsprechende DV-technische Anpassungen ersucht worden. Vielleicht haelt man dort Veraenderungen fuer unnoetig - oder man traut sie der eigenen DV-Abteilung schlicht nicht zu. Noch in diesem Jahrtausend, so prophezeien Analysten, wird das Outsourcing-Geschaeft boomen. Wer heute Client-Server kategorisch ablehnt, sollte sich ueber seine Zukunft Gedanken machen.