Kommentar

Kommentar Kurzsichtige Kritik

29.01.1999

Nur wenn "Fiscus" auch zum Einsatz kommt, hatten die Investitionen einen Sinn. Die Vollendung des Steuersystems scheint jedoch keine Selbstverständlichkeit zu sein angesichts von Kritik und Ungeduld aus den Ländern. Diese scheinen lieber ihr eigenes Süppchen kochen zu wollen und zu vergessen, daß Fiscus ihr Projekt ist, das von ihrem Engagement abhängt.

Zugegeben: Die Konzeption und Umsetzung des Steuersystems ist eine Herkulesaufgabe. Auf mehr als zehn Jahre dimensioniert, beschäftigt sie zeitweilig 280 Entwickler. Mißtrauen gegenüber universellen Lösungen ist ohnehin ratsam. Die Kritik, die sich daran entzündet, übersieht allerdings, daß Fiscus ein Konglomerat aus unterschiedlichsten Teilprojekten ist und diverse Anwendergruppen adressiert, etwa Steuerberater, Finanz- und Vollstreckungsbeamte. Wer nur das Negative sieht, ignoriert die Modularität der Produkte, die dank objektorientierter und inkrementeller Entwicklung sowohl Länderspezifika als auch Mehrfachverwendung erlaubt.

Außerdem haben die Kritiker auch keine Alternativen zu bieten. Die einzelnen Länder könnten immer nur Flickwerk liefern, die alten immer aufwendiger zu wartenden Legacy-Systeme nicht austauschen sowie dieselben Aufgaben und Funktionen nochmal und nochmal entwickeln. Das wäre hinausgeschmissenes Geld. Da darf der Steuerzahler erwarten, daß sich die Länder zusammenraufen und ein einheitliches DV-System für die Steuern zustande bringen.