Telecom- Markt im Umbruch

Kommentar/Auf dem Weg zur Normalität

28.06.1996

Fast zwei Jahre lang hat es die hiesige Telecom-Szene, und nicht nur die, in Atem gehalten - jetzt ist (scheint) es fertig. Es gibt nicht wenige, die das Veto des Bundesrates gegen das Telekommunikationsgesetz 1996 getrost in die Rubrik politisches Schattenboxen einordnen. Wir tun dies hiermit auch, allen Unkenrufern zum Trotz, die noch wesentliche Änderungen befürchten. Vielmehr sollte es an der Zeit sein, den Weg von der Postreform I im Jahre 1989 bis heute zu würdigen. Deutschland wird in Zukunft, daran ist nicht zu zweifeln, weltweit einen der liberalsten Telecom-Märkte haben. Und vielleicht darf man auch an einen Mann erinnern, um den es in letzter Zeit doch recht still geworden ist, der sich aber wie kaum ein anderer für den Wettbewerb in Deutschland stark gemacht hat: den früheren Postminister Christian Schwarz-Schilling.

"Sich freuen auf eine Multicarrier-Umgebung"

Daß der Übergang vom Monopol zum Oligopol manchen Vertreter der reinen Marktwirtschaftslehre nicht völlig zufriedenstellt, muß in Kauf genommen werden. Um so mehr, da solche Kritik an den Realitäten vorbeizielt. Wenn die Energieversorger weiter ihrem Strommonopol frönen dürfen, ist dies Thema einer notwendigen, aber anderen Strukturdebatte. Telekommunikation ist kein Geschäft für finanzschwache Nobodies, außer vielleicht in Nischenmärkten - und selbige entwickeln sich schon seit Jahren prächtig.

Bleiben die Kunden, die Anwender. Die können sich freuen. Auf mehr Auswahl durch mehr Wettbewerb, auf niedrigere Preise, aber auch auf neue, bis dato unbekannte Probleme (Stichwort: Multicarrier- Umgebung). Ein ganz normaler Markt eben. gh