AUX - Unix mit Macintosh-Oberfläche

Komfortabel ver,apple'tes Unix als eine Konkurrenz für Nextstep

14.09.1990

*Stephan Somogyi ist freier DV-Journalist und Mitarbeiter des in Hamburg erscheinenden Macintosh-Fachmagazins Macup.

Ursprünglich war Unix wegen seines Komforts berüchtigt, der dem eines Zweitakters bei Automobilen entspricht. Für Normalsterbliche blieb es für lange Zeit ein Buch mit mehr als sieben Siegeln. Dem Trend folgend brachte Apple schon vor über einem Jahr mit A/UX dennoch eine eigene Unix-Version für den Mac auf den Markt - versehen mit einigen wenigen Tupfern der Mac-Oberfläche.

A/UX 1.0 und die folgenden Revisionen konnten ihre Unix-Herkunft aber nie verleugnen. Im Vergleich zu den 1.x-Versionen ist A/UX 2.0 ein vollkommen neues Produkt: ein Unix im Mac-Gewand.

Beim Einschalten eines A/UX-Macs wird zunächst das Mac-Betriebssystem geladen. Ein Doppelklick auf das A/UX Starter-Icon startet dann das Apple-Unix, das fast die gleiche Oberfläche wie das Mac-Betriebssystem unter MultiFinder hat. Beispielsweise findet sich ein Drukker oder AppleShare-Server bei A/UX 2.0 ebenfalls im Apfelmenü unter "Auswahl". Normale, textorientierte Unix-Programme und solche, die die Mac-Toolbox benutzen, Mac- und XWindows-Programme sowie Hybriden lassen sich parallel fahren.

32-Bit-saubere Applikationen

Erfreulich ist, daß Anwenderprogramme für den Macintosh, die exakt nach Apples Richtlinien programmiert - im Apple-Jargon "32-bit-clean" sind, ebenso wie entsprechende Inits und DAs unter A/UX laufen. Viele bekannte Mac-Programme wie More und Wingz halten sich schon heute an diesen Standard und laufen folglich unter A/UX. 32-Bit-saubere Applikationen haben später auch keine Schwierigkeiten mit System 7.0.

A/UX 2.0 emuliert größtenteils das Mac-Betriebssystem 6.x; einige Funktionen der neuen Betriebssystemversion 7.0, wie das "Hide" des MultiFinders, sind jedoch bereits in den A/UX-MultiFinder implementiert. Somit ist es möglich, sämtliche Fenster und Dialogboxen eines Programms unsichtbar zu machen, während es im Hintergrund weiterarbeitet. Erst wenn die Applikation wieder in den Vordergrund gebracht wird, öff. neu sich die Fenster erneut. Die Funktion Hide ist auch für alle Unix-Applikationen einsetzbar.

Über eine der drei verfügbaren Shells lassen sich auch die im Lieferumfang enthaltenen Unix-Utilities bedienen. Für denjenigen, der eines dieser Utilities benutzen will, aber die Syntax nicht kennt, offeriert A/UX 2.0 eine Kommando-Dialogbox. So werden alle Optionen per Mausklick angewählt und ausgelöst; einfacher und freundlicher läßt sich Unix kaum handhaben.

Um die Ähnlichkeit mit dem Mac-Betriebssystem noch weiter zu treiben, ist "Ausschneiden" und "Einsetzen" (Cut-and-Paste) von Text zwischen verschiedenen Programmen möglich. Darüber hinaus verwaltet A/UX 2.0 verschiedene File-Systeme nahtlos. Unix-Berkley-BSD- und AT&T-Unix-, Mac-HFS-, AppleShare- und NFS-Volumes stellen sich wie normale Mac-Volumes dar. Mit Hilfe des "DOS-Mounters" von Dayna sollte es zudem möglich sein, DOS-Disketten ohne zusätzlichen Aufwand lesen und beschreiben zu können.