Kolumne

13.02.1981

Daß IBMs "kleine" Division, der Geschäftszweig "Basis-Datenverarbeitung" - sprich BeDe"- jetzt voll ins Distributed Data Processing-Geschäft einsteigt, hat nichts Sensationelles an sich. Für Marktbeobachter und Branchen-lnsider ist seit Jahren klar, daß DV und BD im DDP-Bereich nach eine von der IBM World Trade verfaßten Szenario verfahren. Motto: Eins und eins gleich drei - zumindest jedoch zweieinhalb. Im Klartext: Wenn die IBM-Datenverarbeitung den DDP-Auftrag nicht kriegt, dann soll er wenigstens an, die Basis-Datenverarteiter fallen oder umgekehrt. Produktüberschneidungen nimmt man da schon mal in Kauf, auch, daß die Kunden vor lauter Entscheidungsbäume den Wald nicht mehr sehen. Die jetzt angekündigten Kommunikations-Erweiterungen für die BD-Systeme Serie /1, /38 und 5280 passen genau ins Bild.

Ob im Netzwerk oder allein - IBM läßt keinen Kundenwunsch offen. Verständlich, daß der Marktführer dafür vom Anwender eine kleine Gegenleistung in Form von Software-Lizenzgebühren fordert

Damit wären wir bei der eigentlichen Überraschung im Zusammenhang mit den jüngsten BD- Announcements: Unbundling wird immer mehr das Normale.

Der schon in /380-Frühzeiten konzipierten Aktion "Nackte Hardware" zur Erhöhung der Zahlungsmoral der IBM durchschlagender Erfolg bisher verwehrt geblieben.

So war man schon geneigt, die Software-Unbundling-Idee für einen Blindgänger zu halten. Sie ist indes eine Zeitbombe, die noch nicht voll explodiert ist.

Aber auch so sind die Erschütterungen der ersten kleineren Vorbeben deutlich genug zu spüren. Auf rund 50 000 Mark summieren sich beispielsweise allein die Einmal-Lizenzgebühren für die neuen Serie /1-Programm-Produkte.

Dies dokumentiert unmißverständlich, wie konsequent der Marktführer das Instrument "Entbündelung" handhaben will. Die Anwender tun gut daran, sich auf eine Lizenzlawine einzustellen.

Kaum ein anderes Thema ist bei DV-Leitern so totgeritten worden wie "Computer-Leasing". Freilich ist der Einstieg in die trockene Finanzierungs-Materie mühsam

Dabei ist im Gründe alles ganz einfach: Es geht um einem Betrag von X-Millionen Mark, der zu finanzieren ist. Wie der Zahlungsstrom über die Zeit verteilt wird, muß zwischen dem Kunden und dem Leasinggeber abgesprochen werden. Steigt nun der Anwender frühzeitig aus dem Leasingvertrag aus, weil er ein anderes System braucht so bleibt ein Betrag offen, der noch an die finanzierende Bank zu zahlen ist. So dürfte es eigentlich nicht vorkommen, daß ein Anwender erst "unterwegs" feststellt, er hängt noch am Haken.

Derartige Falle sind jedoch neuerdings in Verbindung mit der "Flexi-Leasing-Geschichte" an die Öffentlichkeit transportiert worden (siehe Schwerpunkt). Einige britische Anwender hatten offenbar nicht durchschaut, daß kein Leasing-Unternehmen mehr leisten kann, hohe Restwerte zu übernehmen, so daß die Wiedervermarktung nahezu ausschließlich Kundensache ist.

Dies birgt mehr Risiken als Chancen, denn bei der derzeitigen Situation ist es mehr als zweifelhaft, ob sich - insbesondere mit IBM-Anlagen-Restwerte realisieren lassen wie sie, manchmal am Markt rumgeistern. Wer least, muß wissen, daß er die gesamte Strecke unterschreibt.