Falsches Thema", könnten Sie sagen, wenn Ihnen in Zeiten wie diesen mit all den Sparzwängen ein Projekt nahegelegt wird, das zu den komplexesten Aufgaben zählt, die sich Unternehmen, insbesondere IT-Leiter, vornehmen können. Die Königsdisziplin der IT nennen Experten das Enterprise-Architecture-Management, denn es geht im Wesentlichen darum, Systeme und Prozesse sowohl der IT als auch des Business als Ganzes zu sehen und zu steuern. Damit werde das Alignment-Problem gelöst, also die Abstimmung von IT- und Geschäftszielen verbessert.
Das predigen Fachleute ohnehin schon seit geraumer Zeit, doch eine vage Vorstellung des enormen Aufwands hinter solchen Formeln erhält man erst angesichts der grundlegenden Elemente einer Enterprise Architecture (EA): Dazu zählen ein standardisiertes Vorgehen, eine gemeinsame Sprache und gemeinsame Modelle sowie eine definierte Organisationsstruktur mit Prozessen und dem passenden Governance-Modell, fasst Uwe Weber von der Management-Beratung Detecon International die wichtigsten EA-Aspekte zusammen. Doch so manches Unternehmen beißt sich schon an den einzelnen Disziplinen die Zähne aus, etwa bei den Modellen, die bereits während der Entwicklung variieren und zwischen Fachabteilung und IT selten harmonieren. Nun soll der Organisation der gesamte EA-Komplex in einem gewaltigen Kraftakt übergestülpt werden. Doch vielleicht liegt in diesem ganzheitlichen Ansatz die Chance, das Alignment-Problem in all seinen Facetten unternehmensübergreifend zu lösen. Laut Detecon-Mann Weber
-
sichert das standardisierte Vorgehen bei der Architekturentwicklung eine hohe Qualität der Lösungen sowie eine klare Nachvollziehbarkeit der dabei getroffenen Entscheidungen;
-
unterstützen gemeinsame Sprache und Modelle das gegenseitige Verständnis und die Zusammenarbeit von IT und Business, wobei nicht nur eine Brücke zwischen diesen beiden Lagern geschlagen wird, sondern auch zwischen Expertengruppen unterschiedlicher Unternehmenseinheiten;
-
beschreibt die Architecture Governance die Rolle der EA-Akteure und die Formen ihrer Zusammenarbeit in EAM-Projekten. Außerdem stellt sie über Leitlinien sicher, dass die entwickelten Lösungen auch übergreifenden Zielen gerecht werden.
Basis ist der IT-Bebauungsplan Unter diesen Vorgaben soll es dann möglich sein, den viel zitierten IT-Bebauungsplan passend zu den fachlichen Anforderungen zu entwerfen, umzusetzen, zu steuern und je nach Bedarf flexibel zu modifizieren. Dabei zeigt ein Blick auf typische EAM-Aufgaben, dass hier nichts ausgelassen wird: Sei es die IT-Landkarte für das Anwendungsportfolio, das Anforderungs- und Projektportfolio-Management, die Projektsynchronisation, das Strategien- und Ziele-Management bis hin zum Architektur- und Infrastruktur-Management - überall dürfen sich die EA-Verantwortlichen austoben.
- Stellenwert IT im Unternehmen
IT wird in der Branche Banken und Versicherungen sehr viel stärker als strategische Aufgabe verstanden (64 Prozent versus 36 Prozent). In der Logistik-Branche hat IT einen unterdurchschnittlich ausgeprägten strategischen Charakter. IT wird aber dafür überdurchschnittlich häufig ein „Wertbeitrag“ zugestanden. In der TK-Branche hingegen wird IT stärker als Kostenstelle oder als zeitlich begrenzte Projekte angesehen. - Priorisierung von IT-Themen
Hier unterscheiden sich die drei Branchen sehr grundsätzlich voneinander und auch im Vergleich zu den Gesamtergebnissen gibt es klare Unterschiede. IT-Sicherheit hat für Bankenbranche höchste Priorität. Qualitäts-Management wird überdurchschnittlich häufig in Banken- und TK-Branche genannt. SOA und BPM werden von Banken und Versicherungen überdurchschnittlich priorisiert. Die Branchen Telekommunikation und Logistik liegen hierbei ziemlich genau im Gesamtdurchschnitt. - Stand der SOA-Umsetzung
Banken und Versicherungen sind bei der SOA-Umsetzung viel weiter als andere Branchen, auch viel weiter als beispielsweise die Branchen TK und Logistik & Transport. Besonders augenfällig wird das beim Betrachten der Merkmale "Kein SOA" und "SOA bereits produktiv im Einsatz“. - Bedeutung der IT-Flexibilisierung
Hier biete sich ein entsprechend stringentes Bild. Die Flexibilisierung hat in der Finanzbranche eine deutliche höhere Bedeutung, was sich vor allem in der Anzahl der Nennungen von „sehr große Bedeutung“ widerspiegelt. Auch die Logistik-Branche misst der IT-Flexibilisierung überdurchschnittlich hohe Bedeutung bei. Die TK-Branche hingegen gibt sich sehr verhalten: etwa die Hälfte der Befragten geben geringe oder sogar nur sehr geringe Bedeutung an. - Gibt es eine Roadmap?
Dort, wo die Flexibilisierung der IT-Landschaft große Bedeutung hat, gibt es auch eine Roadmap, und das nicht nur für einzelne Bereichen, sondern unternehmensweit. Banken & Versicherungen und Logistik & Transport sind hier Branchenvorreiter. - Projektverantwortung
Bei IT-Modernisierungsprojekten ist die Projektverantwortung sehr unterschiedlich verteilt. Auffällig hier vor allem, dass die Projektverantwortung in der Telekommunikationsbranche außerordentlich häufig auf Geschäftsführungsebene liegt. Banken und Versicherungen suchen sich hier gerne einen Verantwortlichen auf Vorstandsebene. - Umsetzung der Roadmap
Je größer ein Unternehmen, desto häufiger werden Berater herangezogen. Banken und Versicherungen setzen ebenfalls überdurchschnittlich häufig externe Berater ein (was mit der Größe der Unternehmen zusammen hängen könnte). Banken und TK-Unternehmen liebäugeln überdurchschnittlich häufig mit SaaS-Modellen. - Die wichtigsten Ziele
Letztendlich geht es in allen Branchen darum, für mehr Transparenz und Felxibilität zu sorgen und dabei am besten gleichzeitig noch die IT-Betriebskosten zu senken. Bei der Zielfokussierung kann man aber abhängig von der Branche unterschiedliche Schwerpunkte feststellen. - Bedeutung von IT-Governance
IT-Governance hat für die Finanzbranche eine größere Bedeutung als in anderen Branchen. Dies gilt in ähnlicher Form auch für die Logistik-Branche: zwei Drittel der Befragten messen dem Thema zumindest große Bedeutung zu. Die TK-Unternehmen hingegen schätzen die Sachlage rund um IT-Governance deutlich anders ein. - BPM-Umsetzung
Banken und Versicherungen sind bei der Umsetzung von BPM im Unternehmen schon sehr weit. 32 Prozent sprechen schon von einem vollständigen Prozess-Management. Die TK-Branche ist nicht sonderlich BPM-affin: umgesetzt ist BPM allenfalls für reine IT-Prozesse. Die Branche Logistik & Transport liegt dagegen eher im Branchen-Gesamtdurchschnitt: allerdings scheint die Branche offensichtlich beim BPM für Geschäftsprozesse weiter zu sein als andere Branchen. - SLAs zwischen IT und Fachbereichen
Auch bei SLAs üben Banken und Versicherungen eine Vorreiterrolle aus. In der Logistik-Branche hat man aber ganz offensichtlich die Zeichen der Zeit erkannt: Hier gibt es überdurchschnittlich viele Unternehmen, die bereits SLAs umgesetzt haben, und noch mehr Unternehmen, die sich zumindest in einer konkreten Planungsphase befinden. Zwei Drittel der befragten TK- Unternehmen verneinen die Frage nach vereinbarten SLAs.