Waiblinger Softwarehaus verklagt die SAG

Königs-Weg gegen Defizite bei der Software AG

21.03.1997

Noch sind die Jahresabschlüsse nicht reif für die Veröffentlichung, doch steht fest, daß rote Zahlen die Bilanz beschließen. Die Folge: Die SAG muß weltweit mindestens zehn Prozent ihrer Belegschaft entlassen. Man habe bereits damit angefangen, so Königs.

In Zukunft will sich die SAG als Anbieter von Systemlösungen für Großunternehmen und den Mittelstand positionieren - mit Konzentration auf die Branchen Banken, Versicherungen, Transport und Logistik. "Wir sind immer ein Lieferant für Systemsoftware gewesen", so Königs, "und haben keine Absichten, ein Applikationshaus zu sein."

Kein neues Prodis-Release in Planung

Trotz der neuen Ausrichtung hat die SAG noch Branchenlösungen im Portfolio. Die Vermarktung beschränkt sich laut Königs allerdings auf wenige Spezialmärkte. So werde die Standardlösung "Prodis" nur noch in Deutschland verkauft, während die darauf basierende Lösung für Fluggesellschaften "Ultra Merlin" international angeboten würde.

Aufgrund dieser Entscheidung fühlt sich Jürgen Braun, Geschäftsführer der Waiblinger Softwarehaus GmbH (WBS), verschaukelt. Er hatte im Frühjahr des vergangenen Jahres die Entwicklungsarbeiten an dem eigenen PPS-System gestoppt, um statt dessen Prodis zu vermarkten. Nun teilte Gerhard Jörg, Generalbevollmächtigter und Leiter Zentraleuropa bei der SAG, mit, daß es kein neues Prodis-Release geben wird.

Braun strengt wegen des SAG-Ausstiegs aus der Entwicklungskooperation eine Klage auf Schadensersatz an. Neben Abfindungen für entlassene Mitarbeiter, Imageverlust bei Partnern und Kunden, Auflösung der Partnerverträge, Marketing-, Schulungs- und Vertriebsaufwand für Prodis lastet Braun der SAG den Verlust von Kunden und Interessenten an. Königs kommentiert den Konflikt auf der CeBIT als "Meinungsverschiedenheit" und sprach lieber über die DCOM-Kooperation mit Microsoft sowie über Data-Warehousing, Middleware, Komponententechnik und Jahrhundertwechsel. Diese Themen sollen die strategische Ausrichtung der SAG bestimmen. Das Jahr-2000-Problem betrachtet Königs als Zusatzgeschäft, immerhin gebe es etwa zehn Milliarden Codezeilen von der hauseigenen 4GL "Natural", die auf Datumsabhängigkeit durchforstet und ins kommende Jahrtausend gerettet werden müßten.

Im Rahmen des Warehousing-Konzepts "Intelligon" zeigte die SAG auf der CeBIT "Sourcepoint", ein Werkzeug für die automatisierte Extraktion von operativen Daten. Außerdem bietet die SAG nun ein "Adabas C SQL Web Gateway" zur Anbindung der Datenbank an das Web an. Dazu kommt "Adabas D Office Plus", ein Repository für das Büropaket "Microsoft Office".

In den Bereich Componentware fällt das Produkt "Ixpress", das seit dem Herbst vergangenen Jahres bereits in den USA auf dem Markt ist. Es stellt einen Web-Server dar, der sich zur Verwaltung von Zugriffen auf HTML-Seiten sowie zur Verkürzung von Antwortzeiten einsetzen läßt.