Der Gelbe Riese fährt Big Blues SAA-Kurs:

Kodak lagert Anwendungsentwicklung aus

08.09.1989

ROCHESTER (CW) - Der Farbfilmgigant Kodak will sich jetzt auch von seinen Anwendungsentwicklern trennen und mit Softwarefirmen zusammenarbeiten. Im vergangenen Monat hatte der "Gelbe Riese" seine zentralen Rechenzentren in Rochester an die IBM verkauft. Die Auslagerung der Datenverarbeitung ist Teil einer Gesamtstrategie zur Sanierung des angeschlagenen Unternehmens.

Zur Auslagerung seiner Anwendungsentwicklung verhandelt die Eastman Kodak Corp. derzeit mit dem Softwareunternehmen Andersen Consulting, einer Tochter des Arthur-Andersen-Konzerns, und der Computer Task Group Inc. (CTG). Bei dem Projekt mit dem Code-Namen "Nova" treten die beiden Unternehmen dabei nicht als Konkurrenten auf, sondern wollen diesen Bereich bei Kodak gemeinschaftlich übernehmen.

Die Partnerwahl von Kodak fügt sich nahtlos in die neue Datenverarbeitungsstrategie, bei der IBM mit den hauseigenen Rechenzentren auch das DV-Regiment übernommen hat. An der CTG ist Big Blue zu 15 Prozent beteiligt, und Arthur Andersen gehört zum SAA-Gefolge des Marktführers: Im zweiten Quartal des nächsten Jahres sollen SAA-kompatible Versionen der Fertigungs- und Vertriebssoftware auf den Markt kommen.

Darüber hinaus verhandelt die IBM nach Angaben des Branchenblatts "Computer Systems News" über eine Beteiligung an dem Arthur-AndersenTochterunternehmen für Systemintegration, Andersen Consulting. Die Investition soll allerdings nur dann erfolgen, wenn die Hochzeit zwischen Price Waterhouse und Arthur Andersen stattfindet. Dann würde aus Andersen Consulting ein eigenständiges Unternehmen mit Kapitalbedarf. Im Gespräch ist eine Starthilfe von Big Blue in Höhe von 250 Millionen Dollar.

Außerdem hat der Farbfilmgigant PC-Beschaffung und -Service für fünf Jahre an die Businessland Inc. abgegeben. Mit der ortsansässigen Rochester Telephone Corp. steht der Konzern über die Auslagerung von Telekommunikationsbereichen in Verhandlungen.

Die Umstrukturierung des DV-Bereichs in der Kodak-Zentrale im amerikanischen Rochester erfolgt im Rahmen eines Gesamtkonzepts zur Sanierung des Konzerns. Nach einem Gewinnrückgang von 85 Prozent im zweiten gegenüber dem ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres muß der "Gelbe Riese" den Gürtel enger schnallen: 4500 Mitarbeiter sollen in den USA entlassen werden - 3500 mehr als ursprünglich geplant. Für die Kodak-Belegschaft ist dies die vierte Umstrukturierung seit 1983. Darüber hinaus sollen 20 Tochtergesellschaften mit einem Jahresumsatz von insgesamt 1,25 Milliarden Dollar entweder verkauft oder in Joint-ventures untergebracht werden.