Mit "sauberer Schnittstellenlösung können Kosten eingespart werden:

Koax-Protokollkonverter durchbrechen IBM Domäne

11.10.1985

MÜNCHEN (ad) - Besitzer einer IBM-Konfiguration, die bislang noch auf Big-Blue-Drucker zurückgreifen mußten. haben jetzt die Möglichkeit, auch andere Systeme zu nutzen: Mit sogenannten Koax-Protokollkonvertern, die von einigen deutschen und US-Herstellern angeboten werden, können die IBM-User nun eine kostengünstige Lösung erzielen. Vor allem aber unterliegen sie nun nicht mehr dem (oftmals recht kostspieligen) Zwang, immer auf das 32XX-kompatible Equipment aus gleicher Fertigung zurückgreifen zu müssen.

Bisher gestalteten sich Installationen innerhalb der IBM-Welt denkbar einfach: Wer die CPU und den entsprechenden Cluster-Controller mit Mainframe und Terminals verkabelte, der mußte sich - zwangsläufig - auch einen Drucker aus gleicher Produktion zulegen, weil eben nichts anderes paßte. Diese "Alles-aus-einem-Haus"-Taktik versprach jedoch nicht unbedingt, der Problemlöser für alles zu sein.

Schwierigkeiten tauchten beispielsweise dann auf, wenn das Koaxialkabel zwischen dem Terminal und dem Cluster-Controller eine Länge von 5000 Fuß (etwa 1500 Meter) überschritt. So mußte eine für die Kabellänge adäquate Datenübertragungsrate geschaffen werden, um physikalische Grenzwerte zu "überlisten": Die Übertragungsrate wurde danach auf den Idealwert von 2,35 MBit pro Sekunde festgelegt.

Entsprechend dieser komplizierten Konfiguration entwickelten sich dann auch die Preise für solche Koax-Drucker auf dem Markt: Noch heute sind solche Printer-Modelle kaum unter 10 000 Mark zu haben. Durch massenhafte Auslieferung dieser Systemkonfiguration mit den

3287-Printern ergab sich auch bei Anbietern wie SEL kaum eine preiswertere Möglichkeit für den User, an einen Koax-"abhängigen" Drucker zu gelangen.

Nicht zuletzt dieser Umstand war es dann, der sowohl Hersteller wie auch Anwender mit der Problemstellung konfrontierte, Daten vom Terminal über den Host in Korrespondenzqualität nach Diablo-Manier ausgedruckt zu bekommen. Um die bisherige Monopolstellung zu brechen, beschäftigte man sich mit der Frage, mit welchem Trick die gesamte Druckerwelt den IBM-Usern zugänglich gemacht werden könnte - was zur Entwicklung einer Schnittstelle zwischen Koaxkabel und verschiedenen Standard-Printern führte. Dabei wurde auch in Richtung zu erwartender Kostenersparnis entwickelt.

Diese Schnittstellenlösung in Form eines Koax-Protokollkonverters wird in der Bundesrepublik beispielsweise von Digital Communications Associates Inc. unter der Bezeichnung "Irmaprint" vertrieben. Ähnliche Produkte werden auch von CXI oder Forte, beide USA, und von der französischen MPI (Materiel pour l'informatique) angeboten. Diese Produkt(...)Teile umfangreicher Gerätefamilien für Mikro-Mainframe-Verbindungen, bieten damit nun die Chance, eine ASCII-Format-Datenausgabe innerhalb eines 3270-Netzes darzustellen.

Kompatibel zu allen 3274-, 3276- und 43XX-Terminal-Controllern mit sogenannten Typ-A-Adaptern, ergibt sich eine interessante Alternative zu der vorgegebenen Lösung von Big Blue. Die Koax-Protokollkonverter - auch als Black Box bezeichnet - bedienen sich ferner des IBM-Koax-Protokolls und sind imstande, einen 3287-Drucker mit Hilfe einer Standard-Koaxkabel-Verbindung zum 3270-Controller zu emulieren. Die von der 3270 ausgehenden Daten werden dann in ein asynchrones ASCII-Format konvertiert.

Doch auch bei dieser scheinbar so ausgereiften Lösung sah man sich in der Entwicklung mit einer Fülle von Problemen konfrontiert. So war klar, daß ein IBM-Drucker logischerweise auf den hauseigenen Cluster abgestimmt sein mußte, damit bestimmte Befehlsgruppen immer identisch sind. Blatt- und Zeichengrößenfestlegung sowie Zeilenvorschub und -schaltung waren jetzt aber für das Angebot "fremder" Drucker zum Problem geworden, da der ASCII-Zeichenvorrat zwar gleich, die Befehlssteuerung aber immer anders verläuft. Gelöst wurde dieses Hindernis durch verschiedene Konfigurationsmöglichkeiten.

Sie werden - nachdem die neue Schnittstelle zwischen Koaxkabel und V.24 installiert ist - dazu benötigt, die oben angesprochenen Befehlssteuerungen von vornherein festzulegen; damit führt die Black Box mittels einmaliger Einstellung verschiedener Schalter am Gerät oder durch Einsatz eines 78XX-Terminals einen direkten Dialog mit dem Drucker, der nun IBM-3287-Eigenschaften aufweist.

Bei dieser Erstinstallation kann an eine Black Box somit ein Terminal angeschlossen werden, auf dem die Menüführung ersichtlich wird: Hier werden Baudrate, Parität, Flußkontrolle, Zeilenende, Wagenrücklauf und Formatlänge vorgewählt und fest für den späteren Einsatz des "Pseudo-3287-Druckers" definiert. Damit kann beispielsweise eine RS-232-C-Schnittstelle geschaffen werden, die bislang nicht machbar war. Eine andere Möglichkeit der Druckerangleichung an die IBM-Systemkonfiguration sieht so aus, daß die neue Schnittstelle ebenfalls bei der Neuinstallation mit dem Drucker in einen interaktiven Dialog tritt.

Dabei erfolgt die Abfrage der entsprechenden Parameter direkt durch den Drucker, und der Anwender kann durch Tastendruck am Protokollkonverter diese bestätigen oder modifizieren. Diese beiden Möglichkeiten der Anpassung sind dann sinnvoll, wenn mit einer möglichen Veränderung der Peripherie innerhalb des Systems zu rechnen ist (Austausch des Druckers). Entscheidet sich der IBM-User jedoch für eine Komplettlösung, die voraussichtlich nicht mehr abgeändert wird, dann wäre die Anpassung des Druckers durch einfache Dip-Switches empfehlenswert; dies ist auch die preisgünstigste Lösung von allen. Allerdings ist hierbei der Konfort in bezug auf spätere Modifikationen entsprechend geringer als bei den vorher genannten Möglichkeiten.

Der Anwender sollte sich auch von vornherein darüber klarwerden, welche Schnittstellenkonfiguration er haben will. Entscheidet er sich also für einen Drucker mit seriellem Anschluß, dann ist eine Modifikation zur parallelen Schnittstelle wiederum nur durch erneute Änderung in der Black Box möglich, da manche Geräte nur wahlweise seriell oder parallel ausgeliefert werden; einige vereinigen jedoch beide Möglichkeiten auch in einem Gerät.

Ist alles richtig angeschlossen, konvertiert "Irmaprint" beispielsweise die 3270-EBCDIC-Zeichen nach ASCII-Format und unterstützt den LU-1-Typ (Logical Unit mit SNA) sowie den LU-3-Typ. In diesem Zusammenhang muß der Anwender ebenfalls dafür Sorge tragen, daß bei der Installation der neuen Schnittstelle für die Nicht-IBM-Drucker diese Normen erfüllt werden. Ferner ergeben sich mit Einsatz des Typs LU-1 wesentlich mehr Möglichkeiten als beim Pendant LU-3, worauf auch die Boxes ausgerichtet sein müssen, um die LU-1-Funktionen wie auch die ASCII-Printer-Möglichkeiten ausreichend zu nutzen.

Nochmals ein Blick auf den Preis: Selten gerät die Anschaffung eines typischen Koaxialkabel-Druckers in der konventionellen IBM-Welt unter die 10 000-Mark-Grenze. Ein von der Qualität her vergleichbarer Standarddrucker mit ASCII-Format hingegen ist in einer Preisklasse von etwa 3000 bis 5000 Mark angesiedelt, ein dazu benötigtes Konvertersystem beläuft sich - je nach Bauweise und Schnittstellenkonfiguration - auf zwischen 3000 und 6500 Mark. Zusammen ergibt das in der mittleren Ebene etwa einen Preis von 6500 Mark - und das entspricht rund der Hälfte dessen, was für den 3287 mit gleichem Leistungsspektrum hingeblättert werden muß.

Im Klartext bedeutet dies beispielsweise, daß anstatt des Original-Equipments von Big Blue auf einen HP-Laserprinter (mit serieller Schnittstelle) zurückgegriffen werden kann; in Verbindung mit "Irmaprint" wäre dann die Kostenbelastung ungefähr identisch mit der 3287-Anschaffung, wobei im ersten Fall aber sowohl Druckqualität als auch -geschwindigkeit wesentlich besser ausfallen. Zudem bietet sich mit dieser Neuerung die Anschlußmöglichkeit eines Plotters, Farbgrafik-Druckers oder weiteren Equipments wie Barcode-Leser.

Mit etwas Skepsis sollte man jedoch den weiteren Weg solcher und ähnlicher Interfaces sehen, die ohne Zweifel eine günstige Lösung darstellen, aber nur bei Installation eines einzigen Druckers (und beim Vorhandensein eines Koax-Clusters) von praktischem Nutzen sind. Denn: Erhöht sich der Bedarf an Druckern im Unternehmen, dann steigen nicht nur die Kosten für das Plus an erforderlicher Druckleistung durch Anschaffung weiterer Fremdhardware, sondern auch die Kosten für weitere Konverter, da für jeden einzelnen Drucker ein entsprechendes Gerät benötigt wird.

Billiger wäre - im Falle der Neuanschaffung eines gesamten Systems - die Lösung, daß der Cluster selbst die Aufgabe der Konvertierung für mehrere Fremddrucker übernimmt. Damit würde der Cluster zur eigentlichen Schnittstelle zwischen Mainframe und Druckern werden und die Anschaffung solcher Schnittstellenlösungen wie die Black Box überflüssig machen. Vielleicht lohnt es sich also, auf eine neue Form des Konverters zu warten und dann eine Neuanschaffung zu planen, wenn IBM das Eindringen von Fremdhardware durch Schaffung diverser, genormter Schnittstellen ermöglicht. Insider sprechen bereits von einer baldigen Ankündigung einer solchen Cluster-Konverter-Lösung durch IBM.