Große Chancen für Expertensysteme in den USA:

Know-how des Users ergänzt "Tool Kits"

09.05.1986

WASHINGTON (vwd) - Expertensysteme konnten schon bald zum Schlager des US-Softwaremarktes werden. Marktforscher prognostizieren einen Umsatzsprung von knapp 80 Millionen Dollar 1985 auf nicht weniger als 800 Millionen Dollar im Jahr 1990.

Von den großen US-Finanzinstituten benutzen erst fünf Prozent Expertensysteme. Fachleute schätzen, daß es in gut einem Jahr bereits 30 bis 40 Prozent sein werden.

Gut ein halbes Dutzend US-Unternehmen hat sich bisher an der Entwicklung von Expertensystemen versucht. Nach Anfangsschwierigkeiten laufen die Geschäfte immer besser. Die meisten machen inzwischen Gewinn. Marktführer ist laut Business Week die 1980 von Professoren der Stanford-Universität gegründete Intellicorp Co. in Mountain View vor Teknowledge Inc. in Palo Alto, Inference Corp. sowie der Carnegie Group Inc. in Pittsburgh. An Teknowledge sind unter anderem General Motors, Procter & Gamble (..)wie Nynex, an Inference Lockheed und Ford, an Carnegie Digital Equipment, Texas Instruments und Boeing beteiligt.

Das Expertenwissen selbst haben diese Produzenten bislang nicht eingebracht. Sie liefern mit ihrem Programmen nur die "Denktechnik". Diese "Werkzeugsätze" zur fachmännischen Lösung komplexer Probleme werden zu Preisen zwischen 25 000 und 90 000 Dollar verkauft. Der Kunde selbst hat sie durch das auf diesem Gebiet geforderte Fachwissen zu ergänzen, um das Programm einsatzbereit zu machen. Mittlerweile gehen andere Anbieter einen Schritt weiter. Sie bieten für bestimmte Branchen bereits das komplette Softwarepaket an. So liefert die Syntelligence Inc. in Sunnyvale komplette Expertensysteme für das Risikogeschäft

(..)on Versicherungen.

Applied Expert Systems Inc. und Paladian Software Inc. produzieren fertige Expertensysteme für Finanzmanager. Mit dem 95 000-Dollar-System von Palladian experimentieren zum Beispiel General Motors, Cigna Corp. sowie Coopers & Lybrand. Um nicht einen Teil des Marktes zu verlieren, wollen auch andere Anbieter in das Geschäft mit "Komplettsystemen" einsteigen. Nach Ansicht von Insidern dürfte sich demnächst eine Marktteilung herausbilden: Während mittlere und kleinere Firmen Fertigprogramme bevorzugen, werden Konzerne und Großunternehmen aller Voraussicht nach weiterhin die "Tool-Kits" favorisieren, die sie durch eigenes Expertenwissen ergänzen können.