Kliniken digitalisieren ihre Patienten

13.04.2006
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Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

IT-Anbieter buhlen um Kliniken

Damit trägt die Healthcare-Initiative, die beide IT-Anbieter vor rund einem Jahr gestartet hatten, erste Früchte. In Hamburg-Barmbek sollen verschiedene Techniken im Klinikalltag getestet werden. Beispielsweise lassen sich Patienten via RFID auf dem Klinikgelände orten. Außerdem könnte die Funktechnik helfen, Behandlungsfehler zu vermeiden. Mit Hilfe von tragbaren Rechnern sollen sich zudem Daten über die Patienten effizienter erfassen und verteilen lassen. Ärzte könnten beispielsweise direkt am Krankenbett über einen Tablet-PC drahtlos via WLAN auf die für die Behandlung notwendigen Informationen aus einem Klinik-Informationssystem (Kis) zugreifen.

Mehr Zeit für Patienten

Im Mittelpunkt aller Bemühungen stehe der Patient, beteuern die Beteiligten. Jedes Jahr würden weltweit rund zwei Millionen falsche Blutkonserven verabreicht, berichtet Louis Burns, General Manager der Digital Health Group von Intel: "Einige Menschen verlieren ihr Leben durch diese Fehler." Hier könne RFID helfen. Manche Ärzte verbrächten bis zu 60 Prozent ihrer Zeit damit, Informationen zu suchen, behauptet zudem Bernard Broermann, Gründer und Gesellschafter der Asklepios-Kliniken. Dieser Aufwand ließe sich mittels eines durchgängig IT-gestützten Informationssystems deutlich verringern. Damit hätten die Ärzte mehr Zeit für die Patienten.

Hinter dem IT-Engagement stecken jedoch auch handfeste wirtschaftliche Interessen. Die deutschen Kliniken sind nach den Veränderungen der Abrechnungsmodalitäten während der vergangenen Jahre gezwungen, effizienter zu arbeiten. Je nach Krankheitsbild bekommen die Häuser eine fixe Fallpauschale für jeden Patienten, egal ob dieser eine Woche oder einen ganzen Monat behandelt werden muss. Lange stationäre Behandlungen bescheren den Kliniken daher Verluste. Es gilt, den Aufenthalt der einzelnen Patienten möglichst kurz zu halten.