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Klimawechsel im Prozess Oracle-Peoplesoft?

14.07.2004

Vaughn Walker, der vorsitzende Distriktrichter im Verfahren US-amerikanisches Justizministerium gegen Oracle, hat mit einer Verfahrensfrage aufmerken lassen, die juristische Experten als möglicherweise gutes Zeichen für Oracle einschätzen.

Walker ordnete an, dass die Parteien eine klarere Analyse davon abliefern sollen, wie sie die Konkurrenzsituation im Markt für kommerzielle Software definieren. Walker deutete an, dass das Justizministerium mit seiner Sicht der Dinge zwar eine nachvollziehbare Position beziehe. Allerdings hätten in den vergangenen Jahren in ähnlich gelagerten Kartellrechtsverfahren Gerichte in der Regel nicht im Sinne der Argumentation des Justizministeriums entschieden. Dieses vertritt bekanntlich die Auffassung, dass es im Markt für ERP-Software mit SAP, Oracle und Peoplesoft nur noch drei ernstzunehmende Kontrahenten gibt. Wenn Oracle Peoplesoft schlucken würde, gebe es nur noch zwei große Wettbewerber, womit kein echter Wettbewerb mehr stattfinden würde. Dies wiederum hätte sofort Auswirkungen auf die Preise für Kunden.

Richter Walker vertritt die Ansicht, dass diese Argumentation zu eindimensional ist. Deshalb forderte er insbesondere das Justizministerium auf, bei der Argumentation über die Auswirkungen auf die Marktsituation komplexere Zusammenhänge zu berücksichtigen. Nach wie vor ist der Ausgang des Verfahrens aber nicht abzusehen.

Eher vorherzusehen ist allerdings, dass immer weniger Aktionäre Interesse an einer Übernahme von Peoplesoft durch Oracle zeigen: Vor einem Jahr, also kurz nach der ersten Ankündigung von Oracle, Peoplesoft schlucken zu wollen, wären immerhin rund elf Prozent der Aktien im Zuge des Aktientauschs in Oracle-Papiere getauscht worden. Im Juli 2004 würde nur noch etwa ein Prozent aller frei gehandelten Peoplesoft-Anteile von ihren Eignern zur Umwandlung in Oracle-Anteile angeboten. (jm)