Infratest: Aufwendungen der Großanwender wachsen langsamer

Kleinbetriebe sichern das SW-Geschäft

29.04.1988

BERLIN (pi) - Im Rahmen des 1. Berliner Software-Unternehmergesprächs präsentierte die Infratest Industria, Gesellschaft für Unternehmensforschung und -beratung, München, die Ergebnisse ihres Comtec-Forschungsprogrammes 1987 über den Softwaremarkt in der Bundesrepublik Deutschland. Demnach ist die Softwarebranche auf den Mittelstand angewiesen.

"Die Fachwelt führt für die wachsende Bedeutung der Software innerhalb der DV-Lösungen beim Anwender gerne den prognostizierten Trend der Kostenrelation Hardware/Software mit 20/80 bis 1990 an", erläuterten die Marktforscher. "Nach den Erkenntnissen der Infratest Industria ist aber bis heute erst eine Relation von 40/60 eingetreten, die sich in den nächsten fünf Jahren nur langsam in Richtung der Prognose verändern wird."

Trotz der zunehmenden Dominanz der Software innerhalb der DV-Industrie orientierten sich die Strukturen des Softwaremarkts nach wie vor in erster Linie an den Hardware-Konfigurationen, ferner an den Größen der Anwenderbetriebe sowie an den Branchen und Anwendungsgebieten. Darüber hinaus sei es nicht ausreichend, nur die Betriebe zu betrachten, die bereits ein DV-System installiert haben; vielmehr sei eine Analyse der gesamten Wirtschaft und ihrer Entwicklung notwendig.

In erster Linie PCs

Die Comtec-Ergebnisse zeigen, daß der weitaus größte Teil der Betriebe in der Bundesrepublik Deutschland, die DV einsetzen, heute PCs einsetzt. In rund 100 000 Betrieben stehen Minicomputer, 20 000 davon arbeiten zusätzlich mit Microcomputern/PCs.

Eine seit Jahren nahezu konstante, Zahl von 13 000 Unternehmen verwendet Mainframes; bei 4500 davon stehen zusätzlich Minicomputer und bei 8000 auch PCs. Allerdings besitzen erst 5 Prozent aller Betriebe überhaupt ein DV-System.

Bei den Mainframe-Anwendern steht die Eigenentwicklung der Software noch an erster Stelle. Haben sich die Unternehmen aber für externe Softwarebeschaffung entschieden, gewinnt der Anteil an Standardmodulen an Boden. Ein Trend zur Standardsoftware zeichnet sich bei Kommunikationslösungen ab. Für die Anbieter von Software und Dienstleistung bedeutet dies dennoch vorwiegend Projektgeschäft.

Investitionsbereitschaft ist in den Branchen zu erkennen, in denen die Fertigungsautomation im Kommen ist. Im Markt der Minicomputer ist als Softwarepotential im weitesten Sinne die "Umstellungshilfe" auf neue Systemwelten zu nennen.

Die Ausstattung der Betriebe mit Informations- und Kommunikationssystemen (zum Beispiel Telefonnebenstellenanlagen) erfordert weitere Softwareunterstützung. Geht man davon aus, daß in 38 Prozent aller Betriebe auch heute noch das Telefon und eventuell eine mechanische Schreibmaschine der letzte Stand der Bürokommunikation sind, läßt sich ein großes Entwicklungspotential für Kommunikations- und Informationssysteme mit dazugehöriger Software erahnen.

Nach Ansicht der Infratest-Experten sind neue Märkte für Software vor allem im Bereich mittlerer Betriebsgrößen zu finden; in weiterer Zukunft stellen die Kleinbetriebe sicherlich noch ein großes Potential dar. Aufgrund einer Anwenderbefragung schätzt Infratest dies Marktentwicklung bis 1992 wie folgt ein: Während der Gesamtmarkt mit durchschnittlich 20 Prozent pro Jahr wächst, werden die entsprechenden Ausgaben der Größt- und Großanwender "nur" um 12 Prozent zunehmen. Der Anteil der Aufwendungen dieser Anwender am Gesamtmarkt wird daher 1992 nur noch etwa 30 Prozent betragen.

Informationen: Infratest Industria Dr. Ursula Neugebauer, Südliche Auffahrtsallee 75, 8000 München 19, Telefon 0 89/1 79 09 20