CW-Wert

Klaus 2.0

01.02.2005

Nicht jeder taugt in der Deutschland AG zum Vorstandschef. Ein solcher ruft automatisch Duldungsstarre in subalternen Rängen hervor, strahlt stets Integrität aus. "Es ist ein CEO", erkennt schon die Hebamme. Später: Zähne perlweiß, Tuche gedeckt, Schuhe rahmengenäht. Man hat’s im Blut, genetisch bedingt.

Oder auch nicht. So wie Klaus Kleinfeld, der neue Chef von Siemens. Das "Hamburger Abendblatt" hat investigiert: Er ist "Arbeitersohn", lässt sich gerne duzen, bestellt "Pizza für alle", trinkt grünen Tee. Die Zeitung enthüllte zudem, dass er schnöde am Computer manipuliert wurde. Es gibt seit Mitte 2004 ein Pressefoto von ihm mit Armbanduhr, nun trägt er plötzlich auf dem identischen Bild ein nacktes linkes Handgelenk. Wegretuschiert, sagt Siemens, weil optisch zu dominant. Ist eine Rolex, die in Gegenden Hamburgs immer noch gerne von Männern zum Nerz getragen wird. Das "Abendblatt" kannte natürlich den Preis (3270 Euro). Der "Spiegel" argwöhnte online, die Konzern-PR habe Kleinfeld bescheidener machen wollen, angesichts von 1300 Spontanentlassungen am ersten Arbeitstag. Mal ehrlich: 3270 Euro für eine Vorstandsuhr sind nicht unbescheiden, sondern einfach nur piefig.

Kleinfeld muss jetzt antizyklisch gegensteuern und einen Zeitmesser aus Glashütte kaufen, sechsstelliger Euro-Betrag minimum. Oder sich zumindest eine feinmechanische Rarität hinretuschieren lassen, damit er wieder ausreichend Distanz zum Boden gewinnt. Es geht hier schließlich um den Nimbus der Deutschland AG, nicht weniger.