"Klassiker" mit Informatik-Kenntnissen

03.08.1979

Immer mehr EDV-Anwender greifen auf die Unterstützung von Unternehmungsberatungen, Softwarehäusern und freiberuflichen Beratern zurück. Selbst wenn unterstellt werden kann, daß die Gründe für den Beratereinsatz in einigen Fällen in Personalengpässen der EDV-Anwender zu sehen sind, bleibt ein gravierender Anteil an echter EDV-Beratung. Es ist für die Wirtschaftlichkeit des Beratereinsatzes deshalb wesentlich, Kriterien für die Auswahl geeigneter Berater aufzustellen. Die Verfasser haben in Zusammenarbeit mit dem Seminar für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Organisationslehre an der Universität zu Köln, Direktor Prof. Dr. Dres. h. c. Erwin Grochla und dem Projektleiter Dr. Norbert Thom eine empirische Untersuchung durchgeführt, aus der sich Anforderungsprofile des EDV-Beraters ableiten lassen.

Die Analyse von Praxisanforderungen ergibt, daß grundsätzlich zwischen EDV-Beratern und EDV-Spezialisten zu unterscheiden ist. Während der EDV-Spezialist zur Lösung konkreter DV-technischer Fragen herangezogen wird, löst der EDV-Berater konzeptionelle, gestalterische Problemstellungen. Wesentlicher Grundsatz für die Wirtschaftlichkeit des Einsatzes externer Mitarbeiter ist es demnach, den richtigen Typus des Beraters für die konkrete betriebliche Aufgabenstellung auszuwählen. Basis für die Beurteilung eines Beraters kann nur ein klar umrissenes Anforderungsprofil sein, das Auskunft über die Fähigkeiten, Kenntnisse und Fertigkeiten gibt die zur Erfüllung der gestellten Aufgaben erforderlich sind. Für den EDV-Spezialisten kann das der Aufgabe adäquate Sach- und Methodenwissen relativ einfach abgeprüft werden, da eindeutig definierbare DV-technische Kenntnisse im Vordergrund stehen. Der EDV-Berater hingegen muß weiter gefaßten Anforderungen genügen, er soIlte auf eine betriebswirtschaftliche oder technisch-naturwissenschaftliche Ausbildung zurückgreifen können und die Methoden und Techniken des Organisierens beherrschen. Darüber hinaus muß er in der Lage sein, Möglichkeiten und Grenzen organisatorischer Gestaltungsmaßnahmen und ihrer Implementierung zu beurteilen sowie Projektplanungs- und Projektsteuerungsmethoden kennen. Die vorgenannten Kenntnisse des EDV-Beraters unterscheiden sich nicht von denen des "klassischen" betriebswirtschaftlichen Unternehmungsberaters. Während dieser jedoch detaillierte Kenntnisse der speziellen Betriebswirtschaftslehren besitzen muß, benötigt der EDV-Berater fundierte Informatik-Kenntnisse.

Für Anforderungsprofile von EDV-Beratern und EDV-Spezialisten können drei Kategorien gebildet werden, und zwar

þPersönliche Fähigkeiten

þInteraktionsfähigkeiten

þFachliche Fähigkeiten / Anforderungen. In den fachlichen Anforderungen unterscheiden sich EDV-Spezialist und EDV-Berater entsprechend den obigen Ausführungen. Das Wissensspektrum des Beraters ist erheblich breiter als das des EDV-Spezialisten, der auf einem speziellen Gebiet über detaillierte Kenntnisse verfügt.

In den Interaktionsfähigkeiten und den persönlichen Fähigkeiten ist ein mehr gradueller Unterschied gegeben. Als wesentliche persönliche Fähigkeiten lassen sich aufgrund der durchgeführten Untersuchung folgende Eigenschaften nennen:

þSelbständigkeit / Zielstrebigkeit

þLeistungsbereitschaft

þInitiative / Dynamik

þFlexibilität / Einfühlungsvermögen

þVerantwortungsbewußtsein

þBlick für das Wesentliche / Urteilsfähigkeit

þAnalytische Fähigkeiten / Logik

þKreativität. In besonderem Maße ist für einen EDV-Berater die Fähigkeit zur Interaktion mit seiner ständig wechselnden beruflichen Umwelt von Bedeutung, wesentliche Voraussetzungen zur erfolgreichen Beratungstätigkeit sind:

þKontaktfähigkeit / Aufgeschlossenheit

þTeam- und Kooperationsfähigkeit

þÜberzeugungskraft / Verhandlungsgeschick

* Koordinations- und Kooperationsfähigkeit

þFührungsqualität im Sinne einer qualifizierten Teamleitung.

Erfolgreiche Beratung für den EDV-Anwender ist nach den Ergebnissen der vorliegenden Untersuchung nur dann zu gewährleisten, wenn der richtige Typus des Beraters - EDV-Spezialist oder EDV-Berater eingesetzt wird. Er sollte neben ausgezeichneten fachlichen Fähigkeiten über die beschriebene Persönlichkeitsstruktur verfügen, die Basis für eine effiziente fachliche Beratung ist.

*Die Verfasser sind Geschäftsführer der Klein & Kuhns G.m.b.H. Unternehmensberatung, Köln.