Klare Vorstellungen von Management-Informationssystemen Anwender legen den Fokus bei MIS-Tools auf die Kostenanalyse

06.10.1995

MUENCHEN (ue) - Unter dem Aspekt der Praxistauglichkeit hat die Fachhochschule Wuerzburg* vier sogenannte Management- Informationssysteme (MIS) getestet. Der Sieger, das Programm "MIK- Info 2.0", zeichnet sich durch hohe Flexibilitaet in bezug auf das Einsatzgebiet und die Integration in eine bestehende Anwendungswelt aus.

Um moeglichst realistische Kriterien fuer ihre Testreihe festzulegen, haben sich die Wuerzburger in 76 Unternehmen umgehoert und deren Vorstellungen zu MIS erfragt. Obwohl nur 18 Unternehmen entsprechende Produkte einsetzen, kristallisierten sich doch bei allen Beteiligten klare Vorstellungen darueber heraus, was ein MIS- Programm koennen sollte.

Gefragt sind demnach Werkzeuge, die sich in erster Linie zur Analyse und Planung von Kosten, Absatz und Finanzen eignen. Auffallend ist auch, dass in den meisten Faellen Client-Server- Faehigkeit und die bereichsuebergreifende Integration des Programms erwuenscht sind. Als Betriebssystem fuer MIS-Programme ziehen die meisten Anwender DOS und Windows vor.

Mit Hilfe dieser User-Kriterien wurden vier am Markt erhaeltliche MIS-Produkte unter die Lupe genommen. Am besten schnitt dabei das Programm MIK-Info 2.0 von der Konstanzer MIK-GmbH ab. Das unter OS/2, DOS und Windows lauffaehige Programm ist am wenigsten vorstrukturiert, so dass der Anwender seine MIS-Modelle relativ flexibel gestalten kann: Ausser betriebswirtschaftlichen Problemstellungen lassen sich auch andere Unternehmensbereiche wie die Produktion abbilden.

Nur bedingt Client-Server-faehig

Die Software ist mit einer Entwicklungsumgebung vergleichbar und setzt entsprechend professionellen Umgang voraus. Eine Client- Server-Variante im Sinne von verteilten Anwendungen ist laut Hersteller derzeit noch nicht verfuegbar. Die Anwendungsmodule liegen auf einem PC oder in einem PC-Netz und koennen ueber definierte Schnittstellen unter anderem auf Grossrechner- Datenbanken zugreifen.

Bei Version 1.0 von "Professional Planner System 5" (Winterheller Unternehmensplanung, Muenchen) handelt es sich um ein im Gegensatz zu MIK-Info vorstrukturiertes (partielles) MIS, das sich auf den Controlling-Bereich fuer die Umsatz-, Kosten-, Finanz- und Bilanzplanung beschraenkt. Mit dem Produkt lassen sich individuelle Unternehmensstrukturen abbilden, so dass wie bei MIK-Info der Einsatz unabhaengig von Branche und Unternehmensgroesse moeglich ist. Die Daten fuer das Windows-Programm koennen auf einem Server, die Anwendungen dezentral an einem Arbeitsplatz installiert werden. Dabei darf jeweils nur ein Benutzer die Datenbank bearbeiten.

Im Anwendungsmodell noch weiter eingeschraenkt ist das DOS/Windows- Informationssystem "Clear-Toolset 1.3" (IDS Prof. Scheer GmbH, Saarbruecken). Es reduziert die Arbeit auf die reine Kostenanalyse (Soll-Ist-, Plan-Ist- und Zeitvergleiche) in einer SAP-Umgebung. Aufgrund der partiellen Ausrichtung eignet sich die Software fuer den arbeitsplatzorientierten oder bereichsweiten Einsatz. Das Programm wird als Netzwerkversion angeboten und unterstuetzt die zentrale Datenhaltung. Der Datenimport vom Host erfolgt via PC- Download, wobei die Satzaufbauten denen des SAP-RK-Moduls entsprechen muessen.

Am wenigsten flexibel erwies sich "Memvision 1.0" (Memconsult GmbH, Kutzenhausen), das laut Herstellerangaben ein DOS/Windows- Produkt fuer Planung, Controlling und integrierte Unternehmensfuehrung sein soll. Diese Aufgaben kann das Programm laut Studie jedoch nur sehr begrenzt erfuellen, es reicht allenfalls fuer den arbeitsplatzorientierten Einsatz. Der Datenaustausch mit anderen Anwendungen ist nur beschraenkt moeglich, so dass die Dateneingabe weitgehend manuell durchgefuehrt werden muss.

*Die Studie "Untersuchung von Managementinformations-Systemen auf der Basis einer Anforderungsanalyse" wurde von den Autoren Notger Carl, Rudolf Fiedler, Christian Kern und Thomas Kessel an der Fachhochschule Wuerzburg, Bereich Betriebswirtschaft, herausgegeben.