Home-Office-Day

Klare Absprachen helfen Home Workern

14.11.2013
Von 
Ingrid Weidner arbeitet als freie Journalistin in München.

Die Ängste vor dem Home Office als Abstellgleis sind begründet

Dieter Frey lehrt an der Ludwig-Maximilians-Universität in München Sozialpsychologie. Der Professor forscht zu Themen wie Motivation, Teamarbeit und Führungsverhalten. Im Interview erklärt er, was sich für Führungskräfte und Mitarbeiter verändert, wenn sie flexibel arbeiten.

CW: Müssen Home Worker anders geführt werden?

FREY: Das Führungsverhalten sollte sich nicht ändern, im Gegenteil. Es geht darum, sehr professionell zu arbeiten, an Werten und Ethik orientiert sowie berechenbar zu sein. Vorgesetzte und Mitarbeiter sollten kollegial miteinander umgehen. In den Präsenzphasen muss die Führungsperson klar Orientierung geben: Was sind die Rahmenbedingungen des Arbeitens? Was sind die konkreten Ziele? Das sollte sie verbinden mit Sinnvermittlung, Transparenz, klarem Feedback, Wertschätzung, Fairness sowie Handlungsspielräumen.

Sozialpsychologe Dieter Frey: „Auch vom Home Office aus kann man führen.“
Sozialpsychologe Dieter Frey: „Auch vom Home Office aus kann man führen.“
Foto: Frey

CW: Wie wichtig sind feste Zeiten für Besprechungen?

FREY: Grundsätzlich lässt sich alles, was bisher im Büro besprochen wurde, auch über Mails, Telefon- und Videokonferenzen klären. Am wichtigsten ist es, den Leuten Rahmenbedingungen und Orientierung zu geben, was zu tun ist, und sie zu begleiten. Zeitrahmen und Kontrollen der Arbeitsleistung sollten abgesprochen und eingehalten werden. Das Topmanagement muss hinter den flexiblen Arbeitsmodellen stehen und der Führungskraft volle Rückendeckung geben.

CW: Wie sollten Firmen Mitarbeiter und Chefs auf flexibles Arbeiten vorbereiten?

FREY: Mitarbeiter und Vorgesetzte sollten klären, welche Erwartungen sie haben und was Neues auf sie zukommt. So sollte besprochen werden, wie und wann Manager und Mitarbeiter füreinander erreichbar sind. Mit flexiblem Arbeiten wächst die Eigenverantwortung aller Beteiligten. Als Angestellter kann man nicht mehr sofort zum Chef rennen, wenn etwas eilt. Gleichzeitig kann auch der Chef nicht jede Minute beim Mitarbeiter im Büro stehen und nachfragen.

CW: Verändern sich die Karriereperspektiven von Home Workern?

FREY: Die Hoffnung ist, dass sich die Karriereperspektiven nicht verändern. Aber das hängt von der Firma, ihrer Kultur und dem Vorbildverhalten des Vorgesetzten ab. Sind Familienfreundlichkeit und Work-Life-Balance im Unternehmen verankert, wirkt sich das mobile Arbeiten nicht nachteilig aus. Mitarbeiter und Führungskräfte sollten darauf pochen und ein waches Auge darauf haben, dass Versprechen gehalten werden.

CW: Womit punkten mobile Arbeiter?

FREY: Sie sollten mit absolut professioneller Arbeit glänzen. Sitzfleisch ist nicht entscheidend, auch vom Home Office aus lässt sich gut führen. Vorgesetzte können trotzdem nah bei den Mitarbeitern sein, klare Ziele vereinbaren und Wertschätzung vermitteln.

CW: Das Büro zu Hause ist nicht sehr beliebt. Fürchten Mitarbeiter das Abstellgleis Home Office?

FREY: Das stimmt leider. Das könnte an einer zu maskulinen Konstruktion von Organisationen liegen, die zu wenig Wert auf Familienfreundlichkeit und Work-Life-Balance legen. Die Generation Y wird dies hoffentlich stärker einklagen. Die Ängste mancher Arbeitnehmer sind begründet, es gibt genügend Intrigen: So werden Entscheidungen getroffen, ohne die Kollegen einzubinden, die von zu Hause aus arbeiten. Auch wenn Büroräume oder Arbeiten neu verteilt werden, verlieren manche Vorgesetzte ihre überwiegend im Home Office arbeitenden Angestellten aus den Augen. Deshalb ist es so wichtig, dass das Topmanagement sich klar für das Arbeiten von zu Hause ausspricht und selbst als Vorbild fungiert.