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Klammheimlich: Windows XP kommt ohne Java

18.07.2001

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Microsoft hielt es bislang nicht für nötig, auf eine entscheidende Änderung in seinem kommenden Betriebssystem Windows XP hinzuweisen: Dieses wird offenbar ohne Unterstützung für Sun Microsystems´ Java zur Auslieferung kommen. Ruchbar wurde die Änderung erstmals in der zuletzt veröffentlichten Vorabversion. Dies meldet das "Wall Street Journal". Das Blatt zitiert einen Konzernsprecher mit der Aussage, die Entscheidung sei aus "geschäftlichen Gründen" gefallen. Im vergangenen Jahr hatte sich die Gates-Company im Lizenzprozess mit Sun zwar dahingehend geeinigt, dass sie ältere Java-Versionen auch in den kommenden sieben Jahren in ihren Produkten nutzen darf, aber keinerlei Commitment in dieser Richtung abgegeben.

"Java ist eine Menge Code, den die meisten Anwender nicht brauchen", so der Microsoft-Sprecher weiter. "Wer es trotzdem unbedingt haben will, kann es auf verschiedene Arten bekommen - entweder vom PC-Hersteller oder als Download aus dem Internet." Auch wer von einer früheren Windows-Version auf XP umsteige, könne seine bisherige Virtual Machine weiterhin verwenden.

XP-Anwender sollen eine virtuelle Maschine von www.microsoft.com laden können, um Java zu aktivieren. Ohne diesen zusätzlichen Schritt "wird keine Web-Seite laufen, die Java-Code enthält", klagt Jan Vitek, Informatik-Professor an der Purdue University. "Dies bevorteilt Microsofts neue Technik und ist lästig für die Anwender."

Unabhängig davon zieht Microsoft in seinen neuesten Windows- und Office-Versionen die Sicherheitsschraube gegen Java an. Dessen ausführbarer Code wird anders als in der Vergangenheit als potenziell gefährlich eingestuft. Die hauseigene Technik (Active X etc.) wird zwar genauso behandelt - allerdings läuft Java-Code innerhalb einer so genannten "Sandbox" ab und kann nicht wie Microsofts systemintegrierte Technik größeren Schaden anrichten. "E-Mail und Browsing sicherer zu machen, ist eine gute Sache - aber bei Java macht das keinen Sinn", erläutert Andrew Shikiar, Director der in Atlanta ansässigen Java-Entwicklergruppe Possie. Microsofts Product Manager Scott Culp weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass nur die Standardvorgaben betroffen seien. Kundige Nutzer könnten ihr System jederzeit so anpassen, dass Java wieder freiere Bahn bekomme.