Klage könnte Flash-Preise erhöhen

16.04.2008
Seagate Technology sieht seine Patente für Flash-Speicher-basierende Solid State Drives (SSDs) verletzt und klagt gegen den amerikanischen Hersteller Stec.
Foto: Stec

Die Verantwortlichen des weltgrößten Festplattenherstellers Seagate Technology sehen durch SSD- und andere Flash-Produkte des im kalifornischen Santa Ana beheimateten Speicherspezialisten Stec vier eigene Patente verletzt und haben deshalb vor einem kalifornischen Bezirksgericht geklagt. Sollte Seagate in dem Streit die Oberhand behalten, könnte sich dies auf die gesamte Branche auswirken, mutmaßt Jim Handy, Analyst vom Marktforschungsunternehmen Objective Analysis. Eventuell fällig werdende Lizenzgebühren, die auch andere SSD-Hersteller wie beispielsweise Intel oder Samsung zahlen müssten, könnten die Preise für die noch junge Technik in die Höhe treiben.

Die Festplattenhersteller Seagate und Western Digital hatten in den 80er Jahren eng mit der Firma Sandisk in der Entwicklung von Flash-Speichern zusammengearbeitet. Aus dieser Zeit resultieren auch die Patente, um die es in dem aktuellen Streit geht. Derzeit bahnt sich in der Festplattenindustrie ein Generationswechsel an. SSDs machen mit steigenden Kapazitäten gegenüber herkömmlichen Festplatten immer mehr Boden gut. Der Vorteil der neuen Technik liegt in dem geringeren Energieverbrauch, da Flash-Speicher ohne bewegliche Teile wie Speicherscheiben und Lese-Schreib-Köpfe auskommen. Deshalb erweist sich das SSD-Konzept auch als robuster gegen mechanische Defekte. Die Technik empfiehlt sich damit gerade für mobile Geräte. Außerdem funktioniert der Zugriff deutlich schneller als bei klassischen Hard Disks. Allerdings sind SSD-Festplatten, auch wenn die Preise für Flash-Speicher kontinuierlich sinken, bislang noch deutlich teurer als herkömmliche Festplatten.

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Diese Entwicklung stellt die Hersteller vor neue Herausforderungen. Gerade die etablierten Festplattenanbieter sind gezwungen, ihr Geschäft mit der konventionellen Technik zu bewahren, dürfen aber auch den Zug mit der neuen SSD-Technik nicht verpassen. Alle Konkurrenten versuchen jetzt, die Claims im zukünftigen SSD-Markt abzustecken.

Dazu gehört offenbar auch, kräftig mit dem Säbel zu rasseln, meint Handy. In dem Verfahren gegen Stec geht es für Seagate auch darum, abzuklopfen, inwieweit die eigenen Patentrechte durchsetzbar sind. Dazu hat sich der Festplattenriese zunächst einen kleineren Anbieter ausgesucht. Einen Titanenkampf gegen Intel oder Samsung wollten die Seagate-Verantwortlichen erst einmal nicht anzetteln.

Bill Watkins, CEO Seagate: Wir sind den Aktionären gegenüber verpflichtet, unsere Firmenwerte zu verteidigen.
Bill Watkins, CEO Seagate: Wir sind den Aktionären gegenüber verpflichtet, unsere Firmenwerte zu verteidigen.
Foto: Watkins

Handy rechnet allerdings nicht damit, dass die Klage wirklich vor den Gerichtsschranken endet. Der Analyst geht davon aus, dass sich die Streithähne außergerichtlich einigen werden. Angeblich finden bereits auch Gespräche mit anderen großen SSD-Herstellern statt. Allerdings wollten sich Intel und Samsung bislang nicht zu dem Verfahren äußern.

Auch von Seiten Seagates gibt es bislang keine direkte Stellungnahme zur Klage. In einem offenen Brief rechtfertigte allerdings CEO Bill Watkins das Vorgehen des Festplattenherstellers. Seagate habe nicht die Absicht, eine neue Technik zu torpedieren. Der Hersteller entwickle selbst neue Techniken rund um Flash-Speicher. Seagate sei jedoch seinen Aktionären gegenüber verpflichtet, die Firmenwerte, die unter anderem auf den Patenten des Unternehmens beruhten, zu verteidigen.

Die Stec-Verantwortlichen wiesen die Vorwürfe des Konkurrenten kategorisch zurück. Die Klage entbehre jeder Grundlage und verfolge nur den Zweck, einem erfolgreichen Wettbewerber Knüppel zwischen die Beine zu werfen, konterte Manouch Moshayedi, CEO und Chairman von Stec. Sein Unternehmen arbeite bereits seit 1994 an SSD-Techniken, habe also damit begonnen, lange bevor Seagate eigene einschlägige Patente beantragt habe. Das Manöver Seagates sei ein verzweifelter Versuch, das eigene Geschäft zu retten, und belege, dass sich die Kräfteverhältnisse im Speichermarkt veränderten. (ba)