Klage: AMD wirft Intel "globale Intrige" vor

05.07.2005
Der amerikanische Chiphersteller hat gegen den Marktführer schwere kartellrechtliche Anschuldigungen erhoben.

Der Prozessorgigant habe "eine alles durchdringende globale Intrige" angezettelt, "um Intel-Kunden zu zwingen, keine Geschäfte mit AMD zu machen", behauptet AMD-Anwalt Charles Diamond von der Kanzley O?Melveny & Myers LLP..

Intel habe seine Monopolstellung ausgenutzt, um Großkunden wie Dell, Sony, Toshiba, Gateway und Hitachi zum Abschluss von Exklusivvereinbarungen zu zwingen, so die Anklageschrift. Im Gegenzug hätten diese Firmen Sonderzahlungen und Marketing-Zuschüsse erhalten, die an die Bedingung geknüpft waren, Intels Konkurrenten "vom Markt auszuschließen". Im Zuge eines Verfahrens mit dem japanischen Kartellamt JFTC habe dieses bestätigt, dass Intel sowohl Dell als auch Toshiba große Summen gezahlt habe, damit diese keine geschäftlichen Verbindungen mit AMD eingingen.

Sony seien Millionen Dollar versprochen worden, wenn das japanische Unternehmen ausschließlich Intel-Prozessoren nutzen würde. Ergebnis: Im Jahr 2002 machte Sony noch 23 Prozent seines Geschäfts mit AMD-Produkten. Im Folgejahr seien es nur mehr acht Prozent gewesen, 2004 dann habe Sony gar keine AMD-Produkte mehr verwendet.

NEC, Acer und Fujitsu wurden laut Klageschrift von Intel gezwungen, Teil-Exklusivvereinbarungen abzuschließen. Mit Rabatten, Zuschüssen und Fördermitteln für die Marktentwicklung habe sich Intel von diesen Kunden das Einverständnis erkauft, weniger oder gar keine Produkte von AMD zu beziehen.

Anders verhielt es sich angeblich mit Hewlett-Packard (HP): Als HP gute Geschäfte mit Notebooks machte, die von AMD-Prozessoren angetrieben werden, soll Intel laut Klageschrift HP die Auszahlung von Rabatten für das vierte Quartal 2004 verweigert haben, weil der PC-Hersteller die vereinbarten Verkaufsziele verfehlt habe. Intel habe HP zwar gestattet, die Fehlbeträge auf die nachfolgenden Quartale zu verteilen. Dafür habe HP versprechen müssen, 90 Prozent seiner PC-Verkäufe an den Einzelhandel nur mit Rechnern zu tätigen, in denen Intel-Chips arbeiten.

Kunden wie Compaq - das 2002 von HP übernommen wurde - habe Intel mit "Vergeltungsmaßnahmen" gedroht, weil diese PCs mit AMD-CPUs auf den Markt bringen wollten. Der damalige CEO von Compaq, Michael Capellas, habe bereits im Jahr 2000 bestätigt, Intel habe wegen der Geschäftsbeziehungen von Compaq zu AMD die Lieferungen von dringend benötigten Mikroprozessoren für Server zurückgehalten. Capellas, so AMDs Klageschrift, habe die Geschäftsbeziehungen mit dem Intel-Konkurrenten mit den Worten beendet, "man halte ihm eine Pistole an den Kopf".

Ebenso rüde soll Intel angeblich mit Führungskräften von Gateway umgegangen sein. Wegen geringfügiger Geschäfte mit AMD habe Intel den Direktverkäufer Gateway als Vergeltungsmaßnahme - O-Ton - gewissermaßen "zu Brei geschlagen".

Vom Handel mit dem Massenvertreiber Media-Markt sei AMD komplett ausgeschlossen worden. Immerhin handle es sich dabei um Europas größten Computereinzelhändler, der den deutschen Consumer-Markt zu 35 Prozent beherrscht.

AMD hofft, dass das Klageverfahren Ende 2006 beginnen wird. Juristische Experten glauben allerdings, dass das Gericht eher später seine Arbeit aufnehmen wird. (jm)