NAVI

Kinect leitet Blinde

17.03.2011
Von pte pte
Studenten der Gruppe Human-Computer Interaction an der Universität Konstanz haben damit experimentiert, Microsofts Kinect-Sensor zur Orientierungshilfe für Blinde zu machen.

Ihr Projekt "NAVI" (Navigational Aids for the Visually Impaired) nutzt dazu die Sensordaten, um dem Nutzer mittels Vibrationsgürtel taktiles Feedback über seine Umgebung zu bieten. Zudem liefert das System Sprachanweisungen, wohin sich der User bewegen sollte.

Freilich sind ein Helm mit aufmontiertem Kinect-Sensor sowie ein Computer-Spezialrucksack zu sperrig für einen Alltagsgebrauch. "Es ist uns auch primär ums Konzept gegangen", meint Michael Zöllner, der das Projekt gemeinsam mit Stephan Huber umgesetzt hat, im Gespräch mit pressetext. Eine sinnvolle Miniaturisierung scheint aber zumindest denkbar.

Flexiblere Hilfe

Die Idee hinter NAVI ist, Sehbehinderten eine umfassendere und flexiblere Hilfestellung zu bieten, als das Taststock, Hunde oder GPS-Lösungen können. Denn der Stock ist zwar nützlich, doch bemerkt der Nutzer damit üblicherweise nur bodennahe Objekte in unmittelbarer Nähe. Ein guter Blindenführhund wiederum braucht eine aufwendige und kostenintensive Ausbildung, während GPS-Navigationshilfen nicht in Innenräumen funktionieren.

Um Nutzern ein umfassenderes Gefühl für ihre Umgebung zu bieten, nutzt das System die Daten des Kinect-Entfernungssensors. Dazu setzt ein Gürtel, in den drei Paar Vibrationsmotoren der Prototyping-Plattform Arduino verbaut sind, die Tiefeninformation für den Träger spürbar um. Für die Navigation kombiniert der Ansatz Augmented-Reality-Marker, die von der normalen Kamera erfasst werden, mit den Entfernungsdaten. Das erlaubt, dem Träger mittels Sprachsynthese zu sagen, ob er beispielsweise Abbiegen soll oder auf ein Hindernis zusteuert.

Klobiges Konzept

Bei der Konzeptdemonstration kommen ein Helm mit aufmontierter Kinect-Kamera und eine Rucksack-Spezialkonstruktion zum Einsatz, um einen Laptop für die Datenverarbeitung zu transportieren. Das ist für ein praxistaugliches System eindeutig zu klobig. Die Studenten haben sich nicht näher damit befasst, wie NAVI kompakter gemacht werden kann. Prinzipiell hält Zöllner das aber für machbar. "Man könnte die Kinect-Kamera zerlegen und nur die tatsächlich nötigen Teile in Kleidung verbauen", erklärt er. Die genutzten Vibrationsmotoren sind für die Integration in E-Textilien gedacht. Was die Datenverarbeitung betrifft, verweist der Informatikstudent auf die immer größere Rechenleistung moderner Smartphones. (pte/sh)