US-Heimcomputer-Industrie setzt auf "Lernwelle":

Kinder sind die besten Verkäufer

07.08.1981

NEW YORK (nw) - Als ihre besten Verkäufer sieht die US-Heimcomputer-Industrie die Kinder an. Sie sollen, nachdem sie in der Schule Kontakt zum Computer bekommen haben, die Eltern von der Notwendigkeit eines Heimgerätes überzeugen. Unter dieser Voraussetzung sieht John Roach, President und Chief Executive von Tandy, ein "kontinuierliches Wachstum" im Heim-Markt.

In neue Käuferschichten wollen laut VWD einige große US-amerikanische Hersteller von Heimcomputern eindringen. Eine Absatzbelebung erwarte die Industrie insbesondere von dem Trend zur Aus- und Weiterbildung im eigenen Heim. Man setze auf die Unzufriedenheit der Eltern mit der schulischen Ausbildung ihrer Kinder sowie auf die zunehmende Neigung zur Verbesserung des eigenen Informations- und Bildungsniveaus.

Typische Kurse, die jetzt im Heimcomputer-Bereich angeboten würden, behandelten unter anderem Wirtschaftswissenschaften oder elektronische Schaltungen, aber auch Themen wie Schlankheitskontrolle. Um nun erforderliche Software für Heimlehrgänge anbieten zu können, hätten die fünf größten Hersteller von Personal Computern (Atari Inc., Texas Instruments Inc., Tandy Corp., Apple Computer Inc. und Commodore International Ltd.) in den vergangene zehn Monaten ihre Bemühungen auf diesem Gebiet wesentlich verstärkt.

In jedem hundertsten US- Haushalt ein Computer

Sämtliche der großen Hersteller sind laut VWD dem Beispiel von Tandy gefolgt, Vereinbarungen mit Lehrbuch-Verlagen zu treffen, um neue Lernprogramme anbieten zu können. Ein Tandy-Sprecher schätze, daß Computer-Software möglicherweise 95 Prozent der heute benutzten Lehrbücher ersetzen könnte.

1980 habe der Umsatz mit Personal Computer für den Heimbedarf bei 38 Millionen Dollar-Mikrocomputer-Marktes gelegen. Für ermutigend hält die Industrie den Verkauf von Personal Computern und Ausbildungs-Software an Schulen. In Grund- und weiterführenden Schulen der USA sind nach Angaben eines Direktors des Educational Technology Center, Irvine/Kalifornien, mehr als 100 000 Mikrocomputer eingesetzt. Im Vorjahr waren es erst 40 000 Einheiten.

Als Ergebnis ihrer Entwicklungsbemühungen sage beispielsweise Texas Instruments eine Verdoppelung des für ihren Personal Computer 99/4A verfügbaren Software-Angebots noch in diesem Jahr voraus. Atari spreche gar von einer Verzehnfachung innerhalb von zwei Jahren. Die Fülle der zur Verfügung stehenden Programme werde den Einsatz ihrer Computer für verschiedenste Applikationen ermöglichen. Gleichwohl sind, so VWD, die rosigen Prognosen, die vor wenigen Jahren aufgestellt wurden, noch weit von der Realität entfernt. Ende der achtziger Jahre, habe es seinerzeit bei vielen Herstellern geheißen, werde jeder vierte amerikanische Haushalt mit einem Computer bestückt sein. Heute jedoch ist, wie der Nachrichtendienst berichtet, kaum eine Proportion von einem Computer pro 10 Haushalte erreicht.