Mannesmann-Tochter mit geändertem Namen und neuem Einsteiger-Konzept:

Kienzle-Welt öffnet sich für MS-DOS und CP/M

22.03.1985

KÖNIGSWINTER (bi) - "Sanierungsphase beendet", Umsatzsteigerung um 17 Prozent, "akzeptable" Nettorendite und Wiederneueinstellungen meldet die Mannesmann Kienzle GmbH, Villingen, im Vorlauf zur Bilanzpressekonferenz im Zusammenhang mit Produktvorstellungen zur Hannover-Messe. Der neue Name besiegelt die Integration in den Mannesmann-Konzern.

Erstmals seit Übernahme der einstigen Kienzle Apparate GmbH 1982 werde der Gewinnabführungsvertrag zwischen Mutter und 100prozentiger Tochter seinem Namen gerecht, erklärte Wilhelm Jägers, Geschäftsführer des Schwarzwald-Unternehmens. Angekündigt wurden die Einstiegsmodelle in die 9000er Reihe, die Bürocomputer MCS 9134 (12 bis 25 MB) und MCS 9145 (25 bis 50 MB), ferner das Belegverarbeitungssystem 9017 sowie einen Thermoprinter für den Einsatz als Btx-Drucker.

Den Kleinsten im Multiprozessorsystem 9000 liegt quasi ein Anti-PC-Konzept zugrunde. Das bedeutet Kienzle zufolge zum einen Anschlußmöglichkeit eines Plattenlaufwerks für komfortablere DV-Anwendungen in der Bürokommunikation kleinerer Betriebe, zum anderen aber auch Migrationsmöglichkeiten sowohl in die höheren Leistungsklassen des Kienzle-Systems unter MTOS (Kienzle Betriebssystem) als auch die Integrationsmöglichkeit von sogenannten "Gast-Prozessoren", die zum Beispiel unter CP/M oder MS-DOS laufen (siehe Grafik).

In der kleinsten Ausbaustufe kostet der MCS (9145) um die 20 000 Mark (ohne Drucker, mit 5 1/4-Zoll-Fixplatte, 5 1/4-Zoll-Floppy-Disk oder l/4-Zoll-Streamer). Ausbaufähig ist diese Basisversion auf weitere drei Bildschirme, zwei Drucker und die über "Kinet", das Kienzle-LAN, anschließbaren Gastprozessoren. "Zukunftssicherheit" ist das wesentliche Argument für diese Einbindungsmöglichkeit von Standard-Betriebssystemen und ihren zahlreichen Anwendungen, auf die über die gleiche Benutzeroberfläche jeweils zugegriffen werden könne und vice versa. Denkbar sei, daß in Bälde auch ein "Unix"-Prozessor in einer derartigen Konfiguration enthalten sei; á la longue könnte sogar, wenn sich die heutigen Programme unter MTOS überlebt haben sollten, der bestehende Master-Kern" des MTOS-Betriebssystems zugunsten von künftigen Betriebssystemen völlig entfallen. In Vorbereitung seien für diese Multi-Tasking-Mehrplatzsysteme auch Teletex, Btx und Telebox sowie ein LAN auf der Basis von X.2 1. Ferner werde an "Kimail" (Electronic Mail) und "Kitext", also Schnittstellen zur CCITT-Norm X.400 sowie Schnittstellen zu den IBM-Protokollvorschlägen DIA und DCA für die höheren Ebenen gearbeitet.

Bericht zu den weiteren Announcements folgt.