Mannesmann diversifiziert:

Kienzle schlüpft unter Kapitaldecke

27.02.1981

VILLINGEN (gr) - Die Mannesmann AG, Düsseldorf, wird eine 50prozentige Beteiligung an dem Familienunternehmen Kienzle Apparate GmbH, Villingen-Schwenningen, erwerben. Nach einer gemeinsamen Mitteilung beider Unternehmen beabsichtigt der Villinger MDT-Hersteller damit, das Unternehmenswachstum abzusichern.

Im Vordergrund der Interessen des Stahlkonzerns, der mit seiner Beteiligung die Diversifikation vorantreibt, (...) eigenen Angaben zufolge der Drang nach Produktbereichen mit hoher Technologie. Die Beteiligung soll über eine Kapitalverdoppelung von gegenwärtig 45 Millionen Mark erfolgen. Die Financial Times mutmaßt einen Kaufpreis von rund 50 Millionen Mark. Beide Unternehmen machen keine Angaben. Nach Auskunft eines Firmensprechers werden die Gelder vermutlich in langfristige Entwicklungsprojekte investiert. Einzelheiten der Zusammenarbeit lägen noch nicht fest. Die Zustimmung des Mannesmann-Aufsichtsrates sowie des Bundeskartellamtes stehe noch aus. Kienzle hält einen Einspruch seitens der Kartellbehörde für unwahrscheinlich.

Die Berliner Behörde hält den Zusammenschluß "nicht für unbedenklich" und will ihn genau überprüfen. Präventiv wäre ein solches Vorhaben nach Meinung der Wettbewerbsschützer anmeldepflichtig gewesen. Besonders kniffelig wird der Fall, weil Mannesmann soeben 83 Prozent an der Hartmann und Braun AG von AEG erworben habe,

In den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres (31. März) erzielte Kienzle ein Umsatzplus von etwa zehn Prozent nach einem Zuwachs auf 725 (Vorjahr: 617) Millionen Mark im Geschäftsjahr 1979/80. Den Auftragseingang zwischen Oktober und Dezember bezeichnet das Unternehmen selbst als gut.