Eine Lanze für das Ganzheits-Consulting

Kienbaum legt DV-Bratungszweig still

05.08.1977

GUMMERSBACH - Den Bereich Informatik als Beratungszweig aufgegeben hat die Kienbaum Unternehmensberatung (Gummersbach), immerhin eine der größten europäischen Consultingfirmen. "Reine EDV-Beratung ist nicht mehr im Sinne unserer Klienten", begründet Gerhard Kienbaum und präzisiert: "Wir bieten deshalb nur noch, "ganzheitliche" Beratung an, die sich am Problem orientiert." Was der Staatsminister a. D. als "Funktionalisierung" bezeichnet, könnte in der Tat Auswirkungen nicht nur für die gesamte Softwarebranche, sondern auch für die Anwenderschaft haben: Wirt es wieder wichtig, einen "richtigen" Beruf zu lernen?

Für Kienbaum schließt sich jedenfalls als Konsequenz an, daß "Nur-EDV-Spezialisten" a la longue nicht mehr gefragt sein werden: "Wir haben unsere Datenverarbeiter-Crew den funktionsorientierten Sparten zugeordnet." Gleichwohl werde die Kienbaum Unternehmensberatung weiterhin "reine" EDV-Beratungsaufträge übernehmen, "wenn es der Markt verlangt". In solchen Fällen wolle man sich jedoch externer Subunternehmer bedienen: "In die Niederungen der Systemanalyse und Programmierung steigen unsere eigenen Leute nicht mehr herab", erklärte Gerhard Kienbaum der CW. Denn es sei den Interessenten gegenüber nicht fair, "so zu tun, als habe man für jede Applikation den geeigneten Spezialisten". So sehr dieses Bekenntnis von einigen Wettbewerbern begrüßt wird - ganz konform dürfte die Beratungsbranche mit dieser Offensivstrategie der Gummersbacher nicht gehen: Während nämlich Kienbaum grundsätzlich der Auffassung ist, EDV ließe sich nicht mehr isoliert beraten, sehen sich andere Beratungs-Experten vom Trend bestätigt: "Für die Entwicklung von TP- und Netzwerk-Software werden mehr denn je Spezialisten verlangt".