Digitalisierung der Automobilität

KI und Connected Car: Evolution Top-down oder Bottom-up?

20.10.2017
Von 
Head of Continental Europe bei Mindtree

Die Vernetzung des Automobils: Umfängliche Infrastruktur für umfassende Funktionsvielfalt

Die im Automobil mögliche und gewünschte Nutzung digitaler Dienste setzt eine lückenlos vernetzte Infrastruktur voraus. Dabei lassen sich mehrere Bereiche unterscheiden. Einer ist HMI (Human Machine Interface) und betrifft die direkte Kommunikation der Insassen mit dem Automobil, sei es durch Blick, Berührung oder Sprache. Sie erfolgt vorwiegend über das CSD (Center Stack Display).

Was heute noch IVI (In-Vehicle Infotainment) mit Navigations- und Medienzuspielung ist, wird z. B. durch fahrbezogene lokale Verkehrs- und Wetternachrichten sowie ähnlich relevante Informationen eine erhebliche Aufwertung erfahren. Die indirekte Kommunikation, bei der das Fahrzeug die Verbindung mit importierten mobilen Geräten ermöglicht, erfolgt drahtlos über Bluetooth. Hier ist ebenfalls mit erweiterten Angeboten zu rechnen, etwa bezüglich der individuellen Infotainment-Konfiguration des Fahrzeugs, die von wechselnden Insassen an ihrem Handy aufrufbar sein könnte.

Andere vernetzte Infrastrukturkomponenten dienen der Unterstützung des Fahrers durch ADAS (Advanced Driver Assistent Systems). Dabei geht es vornehmlich um Sicherheit und Komfort. Dafür müssen die Fahrzeuge u. a. über hochauflösende 3D-Karten, Radar, Kameras, Ultraschall und Lidar (Light detection and ranging) verfügen. Nur so ist die schnelle Objekterkennung möglich und es können - dank Vernetzung - entsprechende Reaktionen ausgelöst werden.

Auf Basis dieser Technologien wurden bereits einige Innovationen umgesetzt. So wurde etwa ein Road-Surface-Monitor entwickelt, der die Straßenoberfläche analysiert und Schlaglöcher oder Rüttelschwellen erkennt. Ein Driver-Drowsiness-Monitor hingegen richtet den Blick nach innen: Er beobachtet den Fahrer und schlägt Alarm, wenn dieser müde wird und in den Sekundenschlaf zu fallen droht. Das sind nur zwei Beispiele für Einzellösungen auf Basis der komplexen Plattform-Technologie, die das Fahren komfortabler und sicherer machen.

Jenseits der Kommunikation im Fahrzeug und zwischen den Fahrzeugen kommt der Vernetzung eine im wahrsten Sinne des Wortes weitreichende Bedeutung zu. Die Fahrzeughersteller müssen mittels On-Board-Diagnose Informationen über Zustand und Fahrverhalten ihrer Produkte erhalten, um sowohl Kundenerwartungen gerecht zu werden als auch Produktions- und Wartungskosten senken zu können, beispielsweise über BOM (Bill of Materials).

Außerdem ist die Unterstützung international vereinbarter Kommunikationsprotokolle durch V2X Software Stacks unerlässlich, um weltweit die effektive Organisation und Lenkung intelligenter Transportsysteme (ITS) zu ermöglichen. Ein Automobil kann schließlich überall unterwegs sein. Allein schon die hier angesprochenen Kommunikationsmöglichkeiten werden einen stark zunehmenden Datenverkehr generieren, der die Migration von konventionellen Bussystemen wie CAN hin zu High-Speed Ethernet unumgänglich erscheinen lässt.

Mit Vernetzung und KI: Was ist das Automobil?

Was ist das Automobil? Die Frage ist durchaus angebracht, wenn man sich vergegenwärtigt, was sich heute bereits im und um das vernetzte Automobil herumbewegt. Es ist geschaffen worden für physische Mobilität und wird auch in Zukunft dafür da sein. Dabei wird es mehr und mehr der Raum für Information, Unterhaltung und Arbeit und - ja, auch das - Wellness und Entspannung. Dieses epochale Großprojekt, so die Erwartung der Nutzer, darf sich gern auch mit lernenden, sich selbst smart automatisierenden Systemen optimieren. Und das bitte mit einer Vernetzung ohne Stop-and-Go und ohne Geschwindigkeitsbegrenzung.