KI-Frühling nur für Hersteller

27.04.1990

Die deutschen Anbieter von Expertensystemen wittern Morgenluft. "Der Kl-Winter ist so gut wie vorbei" oder "Die wirtschaftliche Nutzung künstlicher Intelligenz fängt jetzt so richtig an", heißt es im neuesten Euro-lK-Führer. Realität oder Wunschdenken?

Richtig ist, daß die Anbieter nach Jahren der Depression wieder steigende Umsätze verbuchen. Diese Tatsache sagt aber nichts über das KI-Know-how der Anwender-Unternehmen aus: Dort herrscht oft noch tiefster Winter. Viele Projekte scheitern vorzeitig an technischen Problemen, an der mangelhaften Integrationsfähigkeit der Produkte oder an Schwierigkeiten bei der Wissensakquisition.

Gerade in klassischen Großrechner-Unternehmen wie Banken und Versicherungen sollen Anwender, die oft noch nicht einmal mit einer grafischen Benutzeroberfläche gearbeitet haben, plötzlich mit hochkomplexen Werkzeugen Expertensysteme entwickeln. Die Probleme beginnen oft schon beim Einkauf der geeigneten Tools. Nicht selten schimmeln teuer erstandene Lizenzen jahrelang in den Schreibtischschubladen allzu voreiliger DV-Manager.

Wie aber kommt ausgerechnet ein Mainframe-Anwender wie die KKB-Bank zu einem voll einsatzfähigen Expertensystem? Die Banker haben umgedacht und waren dabei nicht kleinlich: Von Anfang an haben sie ihr Projekt von einem Kl-Beratungsunternehmen betreuen lassen - ein Schritt, der bis heute nicht bereut wird. hv