IT in der Baubranche/Kommentar

Keine Standards, keine Jobs

27.03.1998

Die Nummer eins der Baubranche, Hoch-Tief, und die Nummer zwei, Philipp Holzmann, wollen fusionieren. Und so, wie es aussieht, wird das den beiden Marktführern und Spezialisten für komplexe High-tech-Bauaufträge mit Volumina von über 50 Millionen Mark auch gelingen, obwohl das Bundeskartellamt dem Vorhaben kritisch gegenübersteht. Ein Fall für den Bundesgerichtshof?

Einer derart geballten Marktmacht, die sich vor allem - so das Bekunden der Giganten - im Auslandsgeschäft neu positionieren will - steht ein häufig zutiefst verunsicherter Mittelstand gegenüber. Globalisierung erscheint ihm noch unmöglich, reichen doch Kapitaldecke und informationstechnisches Know-how gerade mal für den alltäglichen, regionalen Konkurrenzkampf aus. Aber auch da müssen immer mehr Unternehmen entlassen oder gar das Handtuch werfen. Zum einen mag dies mit normalen kunjunkturellen Schwankungen und den zur Zeit gerade für diese Branche ungünstigen wirtschaftlichen Konditionen zusammenhängen, zum anderen jedoch mit den unfairen Wettbewerbsbedingungen (siehe oben).

Doch auch bezüglich ihrer DV-Ausstattung konnten die Mittelständler ihre Hausaufgaben nicht machen. Erst Ende des Jahres sollen marktreife Produkte der Industrieallianz für Interoperabilität (IAI) auf den Markt kommen, um ein Grundübel der Bauwirtschaft auszuräumen: die Inkompatibilitäten der diversen Branchenprodukte. Die meisten Unternehmen haben aufgrund der heterogenen Softwarewelten weder die Chance, gemeinsam zu planen, noch können sie überregionale Marketing- und Vertriebsstrukturen aufziehen, was ihre Marktposition stärken und Planungskosten reduzieren würde. Auch das ist ein Grund dafür, daß Verbandspräsident Ignaz Walter im laufenden Jahr mit dem Verlust von 100000 Arbeitsplätzen rechnet.