Projektarbeit von Ghana bis Albanien

Keine Perfektionisten gesucht

11.08.2014
Von 
Ina Hönicke ist freie Journalistin in München.
Die von A.T. Kearney gesuchten IT-Berater sollen Erfahrung in IT-strategischen Projekten mitbringen und sich technisch im Detail auskennen. Auch die grundsätzlichen Herausforderungen durch Digitalisierung sollen sie verstehen.

"Der IT-Berater von heute sollte sich in der digitalen Welt auskennen", postuliert Holger Roeder, Partner und weltweit verantwortlich für die strategische Beratung bei A.T. Kearney. Anders als früher ist seiner Einschätzung nach der Perfektionist bei der Gestaltung von IT-Organisation und IT-Prozessen nicht mehr so gefragt.

Den idealen Bewerber stellt sich Roeder so vor: Er ist mobil und kommunikationsfähig, verfügt über digitales Wissen, spricht neben Englisch noch eine weitere Fremdsprache und gehört zu den Besten seines Fachs. Wenn dann auch noch die Persönlichkeit des Kandidaten zum Unternehmen passe, stehe einer Einstellung bei A.T. Kearney nichts mehr im Wege.

Holger Roeder, Partner bei A.T. Kearney: "Perfektionisten bei der Gestaltung von IT-Organisation und IT-Prozessen sind heute nicht mehr so gefragt wie früher."
Holger Roeder, Partner bei A.T. Kearney: "Perfektionisten bei der Gestaltung von IT-Organisation und IT-Prozessen sind heute nicht mehr so gefragt wie früher."
Foto: A.T. Kearney

"Unsere Kunden erwarten von uns einen gesunden Mix: Neueinsteiger mit neuen Ideen rund um Digitalisierung, aber auch erfahrene Berater", erklärt Roeder. Der Manager freut sich, dass die Universitäten in puncto digitale Weiterbildung nicht mehr hinterherhinken. Als Beispiel nennt er den Elitestudiengang ­"Finance and Information Management" an der TU München und der Universität Augsburg, wo dieses Thema einen hohen Stellenwert genießt.

Zuerst Praktikantin, dann Beraterin

Johanna Scheerbarth hat während ihres Studiums ein Praktikum bei A.T. Kearney absolviert. Nachdem sie ihre potenziellen Kollegen und die Unternehmenskultur kennengelernt hatte, war Scheerbarth sicher, dass sie in diesem Unternehmen ihre berufliche Karriere beginnen wollte. Inzwischen ist sie seit fast zwei Jahren im Unternehmen. In Reutlingen hat Scheerbarth Internationales und Europäisches Management studiert. Hinzu kam ein Auslandsstudium in England. Nachdem Scheerbarth bei A.T. Kearney angefangen hatte, ließ sie sich zum Thema Unternehmensstrategie weiterbilden. Das grundlegende Handwerkszeug eines Beraters hat sie im praktischen Alltag erhalten: "Ich habe mich für meinen jetzigen Arbeitgeber entschieden, weil er internationale Projekte anbietet." So habe sie in Ghana und in Albanien IT-Projekte betreut.

Johanna Scheerbarth, Beraterin bei A.T. Kearney: "Projektarbeit lässt sich kaum mit einem typischen Acht-Stunden-Job vereinbaren."
Johanna Scheerbarth, Beraterin bei A.T. Kearney: "Projektarbeit lässt sich kaum mit einem typischen Acht-Stunden-Job vereinbaren."
Foto: A.T. Kearney

Einen typischen Arbeitstag beim Kunden skizziert Scheerbarth wie folgt: Nach dem gemeinsamen Frühstück mit den A.T. Kearney-Kollegen im Hotel geht es zum Bürohaus des Kunden. Dort wartet ein Raum auf das Team, den die Berater als Büro nutzen und in dem sie ihre Meetings abhalten können.

Manchmal steht ein Jour fixe im Kalender. Die Berater setzen sich mit dem Team des Kunden zusammen und gehen gemeinsam die jeweiligen Teilprojekte durch. "Gemeinsam mit meinen A.T. Kearney-Kollegen und Teamleitern des Auftraggebers bearbeiten wir insgesamt 20 Einzelprojekte", sagt Scheerbarth. Der Jour fixe findet wöchentlich statt und dauert etwa zwei Stunden. Es dient dazu, allen Beratern und Mitarbeitern einen einheitlichen Überblick über die Stati der einzelnen Teilprojekte zu geben. Danach vertiefen sich die Consultants in die einzelnen Projekte.

Abends beendet das A.T.-Kearney-Team seinen Arbeitstag zwischen 19 und 21 Uhr - je nachdem, wie es in der Zeit liegt und was anfällt. "Wenn sich junge Leute für diesen Job entscheiden, wissen sie, worauf sie sich einlassen", sagt Scheerbarth. Projektarbeit lasse sich kaum mit einem typischen Acht-Stunden-Job vereinbaren.