Public-ICT - E-Government

Studie der Stadt Wien

Keine Lösung bei Linux versus Microsoft

09.03.2010
Von Johannes Klostermeier

Vollständiger Open-Source-Einsatz nicht möglich

Bei keiner der ersten drei Möglichkeiten sei jedoch eine vollständige Umstellung aller Arbeitsplätze zu erwarten. Auch bei Migrationen auf Open Source Software in anderen Organisationen etwa der Stadt München gebe es, so die Studie, lediglich für rund 80 Prozent aller Arbeitsplätze ein einheitliche Lösung, und das auch nur „im optimalen Fall“.

Kern des Ergebnisses der Evaluierungsstudie ist denn auch: Zwar ließen sich auf Open Office und Linux basierende PC-Arbeitsplätze grundsätzlich in die Systemlandschaft des Magistrats der Stadt integrieren, jedoch würden auf mehr als der Hälfte der PCs Softwareprodukte verwendet, für die „keine unter Linux lauffähigen Alternativen ohne Umstellungsaufwand verfügbar sind.“ Dabei geht es laut Studie um rund 1100 Software-Pakete, darunter auch Eigenentwicklungen, wie etwa SAS Balanced Score Card, SAP Business Warehouse oder das selbst geschriebene Programm VIPer als dezentrale Komponente der zentralen Personalverwaltung.

Deshalb, so kommt die Studie zu dem Schluss, ergäbe sich die weitere Notwendigkeit einer längerfristigen Koexistenz von Windows und Linux. Zitat: „Selbst wenn jedoch alle notwendigen Einzelkomponenten unter Linux bereits verfügbar wären, müsste auf Basis der Erfahrungen bisheriger magistratsweiter Systemumstellungen eine mehrjährige Koexistenz beider Plattformen eingeplant werden.“ Deshalb werde die Variante 1, die „Open Choice Wahlmigration“ noch beibehalten. Sie sei jedoch, stellt die Studie auch explizit fest, „nicht als Grundsatzentscheidung für die Zukunft zu sehen“.

Hintergrund der Studie war der Zwang, eine Entscheidung zu treffen, welche Office-Programme und welches Betriebssystem in Nachfolge der aktuellen Produkte eingeführt werden solle. Eine Migration auf Windows Vista hat die Stadt übersprungen, die Windows-Rechner der Wiener Magistrate arbeiten unter Windows XP, deren Lizenzen aber im kommenden Jahr auslaufen werden. Für die Umstellung der PCs rechnet man intern mit einer Zeitdauer von rund zwei Jahren.

Nun will die Stadt weitere Maßnahmen umsetzen, um sich für die Zukunft alle Optionen offen zu halten. Dazu gehört ein Förderwettbewerb „Open Source für Wien“, bei dem diesbezügliche Forschungs- und Entwicklungsprojekte Wiener Unternehmen angeregt werden sollen. Auch plant die Stadt Wien eine weitere Informationskampagne, damit mehr Mitarbeiter Open Source Software nutzen. So soll es etwa Einführungskurse in Open Office geben.