Der Aufschwung wird vorerst vertagt

Keine Impulse für den Chip-Sektor

13.09.2002
MÜNCHEN (CW) - Die Chip-Branche stagniert auf niedrigem Niveau. Den meisten Anbietern ist zudem gemein, dass ihre kurz- und mittelfristigen Prognosen alles andere als rosig ausfallen - von einem Aufschwung ist nichts zu sehen.

Die gute Nachricht war vergangene Woche, dass Intel seine Umsatzprognosen nicht wesentlich korrigiert hat. Statt wie erwartet bis zu 6,9 Milliarden Dollar im laufenden Quartal (Ende: 28. Setember) einzunehmen, plant der Konzern nun mit Umsätzen von maximal 6,7 Milliarden Dollar. Das untere Ende der Prognose blieb stabil bei 6,3 Milliarden Dollar.

Die schlechte Nachricht hingegen war, dass sich die Einnahmen durch Computer-Chips am unteren Ende der saisonalen Schwankungsbreite befinden. Für eine Einschätzung des für die Branche wichtigen Geschäftsverlaufs nach dem Ende der Schulferien in den USA sei es laut Intel noch zu früh. Normalerweise steigen Intels Verkäufe vom zweiten zum dritten Quartal um rund zehn Prozent. Die jetzigen Zahlen würden bedeuten, dass nur noch ein Anstieg von knapp fünf Prozent erzielt wird.

Hersteller wie Motorola, Texas Instruments und National Semiconductor bestätigten vergangene Woche ihre Quartalsprognosen oder erfüllten die Erwartungen der Analysten. Dies sei jedoch in erster Linie geschehen, weil etwa Chips für die drahtlose Kommunikation den Rückgang der Umsätze im PC-Bereich aufgefangen haben, hieß es. Fairchild Semiconductor hingegen musste die Prognosen für den laufenden Berichtszeitraum reduzieren; Analog Devices, Applied Materials oder Novellus äußerten sich vorsichtig bei der Beurteilung der kurzfristigen Perspektiven.

Auch der deutsche Halbleiterhersteller Infineon konnte keine signifikante Belebung feststellen und warnte vor zu großen Erwartungen an das kommende Jahr. Nach Aussage von Vertriebschef Peter Bauer auf der CeBIT Asia würden die Erträge 2003 weiter unter Druck bleiben. Ähnlich schätzte der Speicherhersteller Micron Technology den Markt ein. Ohne stärkere Investitionen der Industrie in die IT-Ausrüstung müsse man skeptisch bleiben, sagte ein Firmenvertreter.

Der Branchenverband SIA konnte immerhin melden, dass der Halbleiterabsatz im Juli gegenüber dem Vorjahr um acht Prozent gestiegen ist. Verglichen mit dem Vormonat ergab sich eine Steigerung um 2,9 Prozent. Getragen wurde das Wachstum vor allem durch den asiatisch-pazifischen Raum, in dem die Einnahmen gegenüber Juli 2001 um 37 Prozent zugelegt haben. Verantwortlich für den Anstieg war eine gute Nachfrage im Bereich der Consumer Electronics, etwa durch DVD-Geräte oder Digitalkameras. Der PC-Sektor entwickle sich weiter schwach, berichtete die SIA. Europas Chip-Umsatz schrumpfte überdies um 4,3 Prozent gegenüber 2001.

In dieser trüben Stimmung meldete sich auch Intels CEO Craig Barrett zu Wort: Er sei noch nie so optimistisch für die Zukunft der IT-Industrie gewesen wie momentan. Nach einer "Phase der Turbulenzen" folge eine Ära lang anhaltenden Wachstums. Wann die "größte Rezession" der letzten 30 Jahre vorbei sei, konnte allerdings auch Barrett nicht sagen. (ajf)