US-Unternehmen zeigen die kalte Schulter:

Keine Chance für OS/2 vor 1990

16.09.1988

MENLO PARK (CW) - Die Mehrheit der großen US-Companies wollen nicht vor 199O von MS-DOS auf IBM Betriebssystem OS/2 umstellen. Das ist das Ergebnis einer Umfrage von Crwth Computer Coursewares unter 475 Unternehmen.

Wenn es um eine Entscheidung für oder wider OS/2 geht, heißt die Devise der amerikanischen Dy-Chefs: "wait and see". Und das mindestens bis 199O; vorher will keines der befragten Unternehmen den Schritt in IBMs Betriebssystemzukunft wagen. Die meisten - so der einhellige Tenor - warten auf eine Anzahl von sinnvollen Applikationen. Mit ihnen ist jedoch erst ab Mitte 1989 zu rechnen. Ein weiterer Grund für das Zögern der Anwender: mangelnder Bedarf und hohe Kosten für das Nachrüsten von Hard- und Software. Außerdem gibt es kaum jemanden, der Erfahrungen mit dem Betriebssystem hat. So meldeten sich zu einem Arbeitskreis zum Austausch von Plänen und Erfahrungen mit OS/2 ganze acht Teilnehmer, die ohne viel Neues zu wissen wieder nach Hause gingen. "Ich kam, um mir Erfahrungen anderer mit OS/2 anzuhören, aber die hatten genauso viele Fragen wie ich", sagte ein Enttäuschter.

Michael Minkus, Systementwickler beim Ölmulti Texaco, will erst auf OS/2 umsatteln, wenn es Anwendungen gibt, die ohne das System nicht machbar sind. Pläne für eine Migration gibt es in seinem Haus bisher nicht. Ebenfalls keine Priorität eingeräumt wird dem System bei der South Carolina National Bank. "Wir werden höchstens unsere Hardware für eine mögliche Entscheidung zugunsten OS/2 ausbauen", sagte ein Sprecher. Ein weiteres Unternehmen will erst einmal die Kinderkrankheiten des Systems abwarten: "Sehen Sie sich die Probleme von DOS 4.0 an, und das ist nicht einmal ein neues System", meinte ein Vertreter.