Rückzug vom Kreditkartengeschäft angekündigt

Keine Atempause für neuen AT&T-Chef

31.10.1997

Mit dem (zunächst) erfolgreichen Ende der quälend langen Suche nach einem Nachfolger für den Ende des Jahres ausscheidenden CEO Robert Allen ist nur eines von vielen drängenden AT&T-Problemen gelöst. Davon gehen jedenfalls Insider im Umfeld des größten US-Carriers aus, die zugleich große Hoffnungen mit dem neuen Mann an der Spitze verknüpfen. Der 59jährige Armstrong, seit 1993 CEO und Vorsitzender des Verwaltungsrates bei der Hughes Electronics Corp., einer Tochter von General Motors, war zuvor 31 Jahre für IBM tätig und tritt sein neues Amt am 1. November an.

Der Wettbewerb wird härter

Und es wartet eine Menge Arbeit auf ihn. Die derzeitige Übernahmeschlacht um MCI zeigt nach Ansicht von Branchenkennern, daß AT&Ts bis dato noch unangefochtene Spitzenposition im US-Markt für Ferngespräche (rund 90 Millionen Kunden, mehr als 50 Prozent Marktanteil) durch aggressive Newcomer wie Worldcom, die versuchen, sich als Komplettanbieter zu positionieren, gefährdet ist. Zudem läuft der TK-Riese Gefahr, im Zuge der sich durch Mergers ê la Worldcom/ MCI oder GTE/MCI abzeichnenden Rückkehr zu einer vertikalen Integration des US-Marktes, also das (Wieder)Entstehen von Netzbetreibern, die sowohl landesweite Ferngespräche als auch lokale Verbindungen anbieten, generell an Boden zu verlieren.

Zwar gab es Kooperationsverhandlungen mit einer Reihe der sogenannten Baby Bells, etwa mit SBC Communications, doch fürchtete man im AT&T-Management bei einem entsprechenden Merger bis dato ein Veto der US-Aufsichtsbehörde Federal Communications Commission (FCC), heißt es. Der Druck der sich entsprechend formierenden Konkurrenz könnte letztlich AT&T beflügeln, doch noch kräftig auf Einkaufstour zu gehen, wird gemutmaßt. Vor allem auch, um das schwache Standing im Internet-Markt aufzupolieren - von der "schwachen Flanke" im internationalen Geschäft ganz zu schweigen.

Wichtigste Aufgabe des neuen AT&T-Frontmannes dürfte daher, so Experten, die Rückkehr zum Kerngeschäft und damit zur Offensive in allen Bereichen des TK-Geschäft sein. Erstes Indiz dafür ist die Ankündigung, bis Mitte kommenden Jahres die beiden für das Kreditkartengeschäft zuständigen Töchter Universal Card Services und Customer Care Center Services zu verkaufen. Positiv überrascht haben indes die jüngsten Geschäftszahlen. Zwar sank der Gewinn von AT&T auch im dritten Quartal im Vorjahresvergleich von 1,43 auf 1,22 Milliarden Dollar, der Ertrag je Aktie von 75 Cent übertraf jedoch die Prognosen der Analysten, die sich zwischen 60 und 65 Cent eingependelt hatten. Beim Umsatz legte der US-Carrier sogar von 13,23 auf 13,38 Milliarden Dollar zu.