Keine abgespeckte R/3-Version geplant Mit R/3 auf der AS/400 will die SAP den Mittelstand gewinnen

27.10.1995

MUENCHEN (CW) - Die SAP AG, Walldorf, hat anlaesslich der Systems '95 ihre Plaene fuer R/3 auf der neuen, RISC-basierten AS/400-Plattform von IBM verdeutlicht. Vorgesehen ist nach den Worten von Paul Wahl, Mitglied der Geschaeftsleitung, eine "homogene Unterstuetzung" der AS/400 Advanced Series. Das heisst: In einer dreischichtigen Client-Server-Architektur sollen die AS/400-Modelle sowohl als Datenbank- wie auch als Applikations-Server eingesetzt werden.

Lediglich auf der Praesentationsebene ist Vielfalt gewuenscht: PCs mit Windows 3.11, NT oder Win 95 werden ebenso unterstuetzt wie das IBM-Betriebssystem OS/2. Im Server-Bereich ist als Betriebssystem jeweils das proprietaere OS/400 in der Version 3.6 erforderlich. Ausserdem gibt es zur festverdrahteten AS/400-Datenbank DB2/400 keine Alternative.

R/3 in der Version 3.0 wird laut SAP das erste Client-Server- faehige kommerzielle Anwendungspaket sein, das native auf IBMs 64- Bit-Architektur "Power PC AS-RISC" laeuft und dabei die integrierte Datenbank vollstaendig nutzt. Die Walldorfer Softwareschmiede verspricht sich von dieser Massnahme eine bessere Praesenz im Mittelstand sowie einen lukrativen Massenmarkt: Nach IBM-Angaben sind gegenwaertig 320000 AS/400-Systeme weltweit verkauft.

Die ersten fuenf Anwender sollen noch in diesem Jahr als Pilotkunden mit der Hardware-Software-Kombination arbeiten. Weitere 40 bis 50 Installationen sollen im ersten Quartal 1996 folgen, ehe dann in der zweiten Haelfte des naechsten Jahres R/3 auf der AS/400 allgemein verfuegbar sein wird.

"Heidelberg" wird kein neues R/3-Produkt

Ein "R/3 Lite" in Form einer abgespeckten Version fuer den Mittelstand wird es nach den Ausfuehrungen Wahls entgegen vieler Spekulationen nicht geben. Auch hinter dem vielzitierten "Heidelberg"-Projekt verberge sich in erster Linie das Bemuehen um neue Verfahren, SAP-Software schnell, interaktiv und ohne Vorkonfiguration einfuehren zu koennen. "Es ist immer dasselbe R/3- Produkt, das wir verkaufen", betonte der Marketier.

Da jedes Unternehmen andere Anforderungen stelle, mache es wenig Sinn, abgespeckte Versionen herauszugeben. Es komme vielmehr darauf an, die Auspraegung einzelner Installationen moeglichst kundenspezifisch zu machen. Zu diesem Zweck bringt SAP mit Version 3.0 ihrer R/3-Software einen Einfuehrungsleitfaden sowie die sogenannte Business Engineering Workbench heraus.

Der Einfuehrungsfaden ist online verfuegbar und enthaelt wichtige Erfahrungen aus den bisher durchgefuehrten R/3-Implementierungen. Ist geklaert, welche Funktionen der Software genutzt und welche Geschaeftsprozesse abgebildet werden sollen, entwirft der Leitfaden anhand dieser Daten eine Implementierungsstrategie.

Die Business Engineering Workbench dient dazu, eine auf die Geschaeftsprozesse abgestimmte R/3-Loesung zu konfigurieren. Herstellerangaben zufolge richten die Komponenten der Workbench das System an den tatsaechlich benoetigten Geschaeftsprozessen aus. Die Hilfssoftware enthaelt ein Geschaeftsprozess-Repository mit Informationen ueber saemtliche R/3-Anwendungen. Mit Hilfe grafischer Prozessmodelle und Anpassungs-Tools koennen Anwender Beispielumgebungen testen und Praeferenzen bezueglich der Funktionalitaet definieren. Nach der Implementierung von R/3 speichert die Workbench das unternehmensspezifische Prozessmodell. Anwender koennen danach neue Organisationsmodelle testen und die entsprechenden R/3-Parameter - falls erforderlich - aendern.