Herstellervereinigung kritisiert EU-Breitbandpolitik

Kein Wettbewerb im DSL-Markt?

30.08.2002
MÜNCHEN (CW) - In Europa haben die ehemaligen TK-Monopolisten die Märkte für DSL-Zugänge fest im Griff. Das kritisiert die European Competitive Telecommunications Association (Ecta), die zudem den nationalen Regulierern die Schuld daran gibt, dass nicht genug für die Entbündelung der letzten Meile geschehe.

DSL-Anschlüsse erfreuen sich in Europa wachsender Beliebtheit. Das ist eines der Ergebnisse der jüngsten "DSL Scorecard" der Ecta. Die paneuropäische Herstellervereinigung untersucht da-rin regelmäßig den aktuellen Verbreitungsgrad und die -geschwindigkeit von Breitbandzugangstechniken. Laut Ecta gab es bei DSL-Zugängen allein im letzten Quartal eine Steigerung um 20 Prozent zu verzeichnen. Die Zahl der europäischen DSL-Zugänge beziffert die Organisation auf derzeit rund sechs Millionen.

Allerdings kritisiert die Ecta den mangelnden Wettbewerb in diesem Bereich: So entfallen ihren Angaben zufolge allein in Deutschland und Frankreich 90 Prozent dieser Anschlüsse auf die ehemaligen Monopolisten Deutsche Telekom beziehungsweise France Télécom. Die Schuld dafür trifft nach Ansicht der Herstellervereinigung die jeweiligen nationalen Regulierungsbehörden. Diese hätten nicht genug für die Durchsetzung der Verordnungen zur Entbündelung der letzten Meile getan.

Die Ecta-Ergebnisse spiegeln die Diskrepanz zwischen der Forderung der EU-Kommission zu mehr Wettbewerb und der Öffnung der Teilnehmeranschlussleitungen einerseits und der tatsächlichen Situation in den einzelnen Ländern wider. Lediglich vier Prozent aller DSL-Anschlüsse werden derzeit von alternativen Anbietern betrieben, was gegenüber Oktober 2001 eine Steigerung um gerade einmal ein Prozent bedeutet.

Die Ecta kommt in ihrer DSL Scorecard zu dem Schluss, dass der europäische DSL-Markt noch weit von einer tatsächlichen Deregulierung entfernt ist, und fordert sowohl von der EU-Kommission als auch von den nationalen Regulierungsbehörden eine strengere Durchsetzung der existierenden Gesetze für die Entbündelung der letzten Meile. Zusätzlich bedürfe es aber auch neuer Maßnahmen, um eine kosteneffektive DSL-Interconnection zu ermöglichen. "Wenn Politiker, Regierungen und Regulierer nicht den politischen Willen zeigen, eine DSL-Interconnection zu implementieren, wird es keinen Wettbewerb im Breitbandmarkt geben", warnt Phil Evins, Geschäftsführer der Ecta. (ave)