Server-Variante des Windows-Betriebssystems wird bis Ende 2004 unterstützt

Kein Support für NT-4.0-Client

11.07.2003
MÜNCHEN (kf) - Wie angekündigt, nimmt Microsoft für die Workstation-Variante des Windows-Betriebssystems NT 4.0 ab sofort keine Supportanfragen mehr entgegen. Darüber hinaus soll es für künftig auftretende Sicherheitslücken und Fehler keine Fixes mehr geben.

Am 30. Juni hat Microsoft sein sieben Jahre altes Workstation-Betriebssystem endgültig vom hauseigenen Support abgenabelt. Bis dahin stand hilfesuchenden Anwendern im Rahmen der "Extended-Support"-Phase die kostenpflichtige Service-Hotline der Redmonder zur Verfügung. Darüber hinaus wurde die NT-Gemeinde mit den nötigen Security-Patches versorgt. Künftig werden sich die Benutzer mit den online dargebotenen Support-Informationen der Gates-Company begnügen oder auf externe Unterstützung zurückgreifen müssen, um eventuelle NT-Probleme in den Griff zu bekommen. Der "Online Self-help Support" soll zum 30. Juni 2004 ebenfalls stillgelegt werden.

Microsofts Support-Richtlinien

Die von der Gates-Company im vergangenen Herbst veröffentlichte "Support Lifecycle Policy" sieht für Microsoft-Produkte zunächst eine als "Mainstream Support" bezeichnete, mindestens auf fünf Jahre angelegte Betreuungsphase vor. Für Business- und Entwicklungssoftware bietet die Gates-Company darüber hinaus in den beiden Folgejahren einen kostenpflichtigen "Extended Support" an. Sicherheitsrelevante Hot-Fixes werden für diesen Zeitraum allerdings weiterhin gebührenfrei zur Verfügung gestellt. Die Option der Microsoft-Online-Selbsthilfe besteht für insgesamt acht Jahre eines Produktlebens.

Etwas mehr Zeit, sich nach Alternativen umzusehen, haben Unternehmen, die die Server-Version von NT 4.0 betreiben: Wie bereits im Januar angekündigt, wird Microsoft den Support für das Betriebssystem anders als geplant nicht bereits Ende 2003 einstellen, sondern bis zum 31. Dezember 2004 ausdehnen. Die Begründung für die verlängerte Gnadenfrist: Microsoft-Schätzungen zufolge setzt derzeit etwa ein Viertel der Server-OS-Kunden des Unternehmens NT 4.0 ein. Schließlich sei man auch in den kommenden sieben bis zehn Jahren an einer Beziehung zu diesen Kunden interessiert, erklärte seinerzeit Bob O''Brien, Group Product Manager der Windows Server Division.

Nach Meinung von Analysten hätte die Mannschaft um Bill Gates allerdings gut daran getan, sich auch der Workstation-Variante von NT 4.0 noch etwas länger zu widmen. Gartner-Untersuchungen zur Nutzung des Betriebssystems haben ergeben, dass 35,4 Prozent von insgesamt 850 000 Desktops der amerikanischen Umfrageteilnehmer noch immer auf dem Client-OS basieren. In Europa waren es 57 Prozent der von den Befragten betriebenen 505 000 Workstations. Jedes Unternehmen habe für sich selbst zu bestimmen, wie groß das mit dem Einsatz eines Support-losen Betriebssystems verbundene Risiko jeweils ist, so Gartner-Analyst Mike Silver. Zu beachten sei allerdings, "dass sich Microsoft für neue Sicherheitslücken möglicherweise nicht mehr zuständig fühlt". Gesteigerten Migrationsbedarf sieht der Marktexperte jedoch nicht zuletzt auch angesichts der mangelnden NT-4.0-Unterstützung neuer Applikationen.

NT-Nutzer zeigen sich gelassen

In der deutschen Unternehmenslandschaft löst das offizielle Aus für das Betriebssystem offenbar keine Panik aus. Da das Ende nicht überraschend komme, sei man entsprechend vorbereitet, heißt es beispielsweise bei der Versicherungskammer Bayern: Dort ist NT 4.0 Workstation als Client-Betriebssystem zwar noch mehrheitlich im Einsatz, doch ist die Migration auf Windows XP bereits im Gang und soll bis Anfang 2004 abgeschlossen sein. Man sei zuversichtlich, die Zeit bis dahin unbeschadet überbrücken zu können. Wenn der Support für ein Produkt eingestellt werde, bedeute das noch lange nicht, dass ein Programm nicht mehr funktioniere. Den Umstieg von Windows NT 4.0 Server auf Windows Server 2003 erledigen die Bayern - trotz des verlängerten Supports - gleich in einem Aufwasch mit. Die Migration des Server-Betriebssystems soll ebenfalls bis zum ersten Quartal nächsten Jahres zum Abschluss kommen.

Auch für die LVM-Versicherungen in Münster ist NT 4.0 kein großes Thema mehr. "Wir haben nur noch vereinzelte Relikte", begründet Hans Bücker, Leiter DV-Betrieb bei LVM, die diesbezügliche Gelassenheit. Sein Unternehmen habe bereits auf Windows XP beziehungsweise 2000 umgestellt. Allerdings sei man auch zu früheren Zeiten, in denen NT 4.0 noch stärker eingesetzt wurde, verhältnismäßig Support-unabhängig gewesen. "Im Allgemeinen lief das", so Bücker.

Jedoch nicht nur NT-Anwender, auch Nutzer von Windows 98 müssen sich darauf einstellen, in absehbarer Zeit ohne Microsoft-Unterstützung, sprich: Updates und Patches für ihr Betriebssystem, zurechtzukommen: Für das Desktop-OS fühlen sich die Redmonder nur noch bis Anfang kommenden Jahres verantwortlich.