Kolumne

"Kein Ersatz für Geistesblitze"

19.11.1998

Data-Warehousing oder Knowledge-Management sind - bösartig gesagt - der späte Versuch, aus der Informationsverarbeitung endlich mehr zu machen als das bloße Abarbeiten von Daten. Mit Hilfe dieser Softwaretechnologien sollen Informationen, ja Wissen, im ganzen Unternehmen so verfügbar gemacht werden, daß sich daraus Handlungsvorschläge herausfiltern lassen, die in konkrete Aktionen münden.

Jede Etappe dieses Prozesses - von Daten über Informationen zu Wissen und letztlich zu darauf basierenden Maßnahmen - ist mit nur schwer überwindbaren Hürden gespickt, an denen viele Anwender scheitern. Welches Unternehmen hat beispielsweise ein durchgängiges Datenmodell und die passenden Extraktions-Tools, die es ohne viel Anstrengung ermöglichen, die Daten aus den verschiedenen operativen in die dispositiven Systeme (möglichst in Echtzeit) zu übernehmen? Wer legt fest, welche Informationen überhaupt gebraucht werden? Wie sollen sie aufbereitet, wem zur Verfügung gestellt und nach welchen Kriterien interpretiert werden?

Doch trotz aller technischer und vor allem organisatorischer Unwägbarkeiten könnten Data-Warehouses die technische Antwort auf die in Wirtschaft und Politik seit Jahren geführte Diskussion um die Informationsgesellschaft sein. Allerdings kann Information nur dann zum echten Produktionsfaktor werden, wenn die Technologien richtig genutzt werden.

Um solche Systeme aber sinnvoll einzusetzen, sollten sie nicht schon vor ihrer Einführung mit Anforderungen überfrachtet werden. Vermarktet man sie als Problemlöser, mit denen sämtliche Informations- und Kommunikationsdefizite in Unternehmen aus der Welt geschafft werden können, erweist man ihnen - und die Vermarkter sich selbst - einen Bärendienst. Auf diese Weise würde die Erwartungshaltung der Anwender dermaßen in die Höhe geschraubt, daß von der positiven Grundstimmung in bezug auf Data-Warehouses oder Knowledge-Management nur noch Frustrationen übrigblieben.

Es wäre doch schon viel geholfen, wenn Unternehmen durch Data-Warehouses, Data-Marts oder Data-Mining-Tools wichtige zusätzliche Steuerungsinstrumente erhielten, mit denen sie ihre Kernprozesse effektiver gestalten könnten. Ein Ersatz für den unternehmerischen Geistesblitz werden sie nicht.