Kommentar

Kein Ende in Sicht

10.07.1998

Qualvolle Erinnerungen plagen IT- und Abteilungsleiter, wenn sie den mittlerweile aus der Mode geratenen Begriff "Business Process Re-Engineering" (BPR) hören. Was hat man nicht alles auf sich genommen, um die von Herstellern und Beratern versprochenen Wettbewerbsvorteil durch strukturierte und schlanke Prozesse zu erreichen.

Jetzt stellt sich heraus, daß mit BPR ausschließlich Backbone-Standards definiert wurden, die dem Anwender zwar grundsätzlich Überlebenschancen für neue Märkte einräumen, von Wettbewerbsvorteilen ist jedoch nicht mehr die Rede. Nach jüngsten Aussagen der IT-Industrie ergeben sich diese erst dann, wenn auch das Front-Office reorganisiert wird: Die Kunden-Lieferanten-Beziehung rückt in den Mittelpunkt des Geschäftsprozesses. Teure Techniken für Data-Warehousing, Supply Chain Management (SCM), Sales Force Automation (SFA) und Computer Aided Selling (CAS) sollen dabei unterstützen.

Man fragt sich allerdings, warum die für ein wettbewerbsorientiertes Unternehmen essentiellen Abteilungen wie Marketing und Vertrieb bislang so wenig von den BPR-Projekten profitieren konnten. Es drängt sich der Verdacht auf, daß Hersteller und Berater zwar ständig die komplette IT-Integration predigen, neue Lösungen aber immer erst dann nachschieben, wenn die vorherigen als Geldquellen zu versiegen drohen. ue