Middleware/Kommentar

Kein E-Business ohne Middleware

16.06.2000

Noch vor zwei Jahren war Middleware ein Insider-Thema für Schnittstellen-Pfrimler. Einzig der Streit einiger Open-Systems-Fanatiker mit den Microsoft-Apologeten über das proprietäre Component Object Model (COM) und die herstellerübergreifende Common Object Request Broker Architecture (Corba) erregte einiges Aufsehen. Statt in ideologischen Auseinandersetzungen, bewähren sich die Techniker heute bei der Integration ständig wechselnder Web-Techniken. Wenn es darum geht, zu fusionieren, Zulieferprozesse zu optimieren oder Kunden an sich zu binden, diskutieren heute sogar Konzernvorstände über Middleware. Oberste Prioriät beim Name-Dropping haben derzeit Enterprise Application Integration (EAI), Transaktions-Management und - nicht zu schlagen - die Extensible Markup Language (XML).

Zugegeben, XML ist ein geniales Konzept zur Übermittlung von Daten und Dokumenten in heterogenen Umgebungen. Kein Anbieter traut sich heute ohne XML-Unterstützung zum Kunden. Aber bleiben wir auf dem Teppich. XML kann weder Transaktionen steuern noch entfernte Anwendungen aktivieren oder gar als Anwendungs-Server dienen. XML wird sich ebenso in den vielstimmigen Chor der Middleware-Techniken einordnen müssen wie EAI-Produkte, bei denen es sich im Kern meist nur um standardisierte Formen längst gängiger Schnittstellen handelt. Transaktionssysteme gehören sowieso schon seit Jahrzehnten zum festen Bestand all jener IT-Klempner, die die Aufgabe haben, die verschiedensten Systeme mit Hilfe von Middleware zu einer Unternehmens-DV zu integrieren. Noch älter ist nur Datentransfer - nach wie vor die wichtigste Middleware. Kurz: Das E-Business wird heute weit mehr von altbewärten Middleware-Techniken gestützt und vorangetrieben als von XML und Co., die gebraucht werden, aber ihre Feuertaufe noch bestehen müssen.gfh