Gewisse Restriktionen möglich:

Kein Computer"Embargo gegen RGW

25.01.1980

FRANKFURT (CW) - Als Reaktion auf das Engagement der UdSSR in Afghanistan hält der VDMA einen Boykott oder Embargo der Bundesregierung gegenüber den Ländern des RGW für wenig wahrscheinlich. In der Bundesrepublik wäre nur Honeywell Bull in der Lage, die Ausfuhrbeschränkungen der USA zu unterlaufen.

Seit dem 8. Januar erteilt die USA keine Ausfuhrgenehmigungen mehr für den RGW-Export strategischer Guter wie Computer, für die Genehmigungen über 155 Millionen Dollar beantragt werden. Große US-Hersteller mit Sitz in der Bundesrepublik werden nach Ansicht des für den RGW zuständigen Referenten im Verein deutscher Maschinenbau-Anstalten e. V. (VdMA), Frankfurt, Raimund Hört, die von dem entsprechenden US-Verband unterstützten Maßnahmen von Präsident Carter nicht unterlaufen. Die inländischen Computer-Hersteller seien nicht in der Lage, die Aufträge zu übernehmen. Allein die französische Honeywell Bull könne das Embargo unterlaufen, was bei der nicht eindeutigen französischen Reaktion auf den sowjetischen Einmarsch möglich, Ein Sprecher der Honeywell Bull AG, Köln, erklärte, für das Ostgeschäft sei allein die Zentrale in Paris zuständig. Bei zukünftigen Anfragen müsse die französische Regierung ihre Genehmigung zur Ausfuhr erteilen. Gegenwärtig stunden keine bedeutenden Geschäfte an.

Der Cocom-Rat, der für die Genehmigung von Exporten strategisch wichtiger Güter wie Computer zuständig ist, wird nach Ansicht des RGW-Experten Hört kaum den USA in den Rücken fallen oder kurzfristig seine Bestimmungen ändern. Um den Export hochtechnisierter Guter in die sozialistischen Länder einzuschränken, werden die vorhandenen Bestimmungen bei Einzelgenehmigungen eher restriktiver gehandhabt als bisher.

Die 32-Bit-Rechner, die in Deutschland angeboten werden, sind an zwei Händen abzuzählen. Angelika Böttcher, Perkin Elmer-Pressesprecherin, gibt mögliche Gründe hierfür an: "15 Jahre lang wurde die 16-Bit-Philosophie propagiert, und die Fachleute sind damit an den Hochschulen groß geworden. Sie haben noch nicht mitbekommen, daß der 32-Bit-Rechner wesentlich mehr Luxus bietet." Kundenseitig begründet sie: "Die meisten verbinden 16-Bit mit billig, 32-Bit mit teuer, Das ist aber falsch." Warum sich ihr eigenes Unternehmen zur Konstruktion der "Luxusausführung" entschlossen hat? "Wir sind technologisch führend, - und das zeigt sich auch hier. Außerdem wachsen durch die 32-Bit-Struktur die möglichen Anwendungsgebiete enorm." Als Beispiel dafür führt Frau Böttcher an, daß ein Perkin Elmer-Rechner als Satellit die Daten für den Host-Rechner schon fertig aufbereitet liefert. "Der 32-Bit-Rechner ist schneller und eleganter in der Verarbeitung. Außerdem läßt er sich wesentlich leichter programmieren, was letzten Endes ein kostensenkender Faktor ist." Die Auswahlkriterien haben sich im Laufe der Jahre verschoben. Achtete der Interessent früher sehr genau auf Zeitangaben für Multiplikation, Addition oder Division, so sind diese Art technischer Daten irrelevant geworden. Hans Dieter Holler, Pressesprecher bei Prime, erklärt: "Das ist nicht mehr wichtig, es kommt vielmehr darauf an, 1 was das Betriebssystem aus den Gegebenheiten macht." Leichte Bedienbarkeit und guter Service ständen bei einer Entscheidung im Vordergrund. Der Fachmann soll in der Nähe sein, der Support perfekt, und Hilfen wie einen Spooler betrachtet man längst nicht mehr als Luxus. Auch auf ausreichende Referenzen, weiß Holler, legt der Kunde Wert. Nicht alles läßt sich jedoch tabellarisch erfassen, aber Einweisungszeit sowie Alter und Anzahl der installierten Systeme beispielsweise geben dahingehend erste Hinweise. to