Cops spielen Pokémon Go

Kein Bock auf Verbrecherjagd

12.01.2022
Von Redaktion Computerwoche
Pokémon Go und mangelndes Pflichtbewusstsein führten dazu, dass zwei Polizisten die Verbrecher- gegen die Monsterjagd eintauschten.
Für die Monsterjagd in Pokémon Go lassen manche alles stehen und liegen. Wenn es sich dabei um Polizeibeamte im Dienst handelt, ist das ungünstig.
Für die Monsterjagd in Pokémon Go lassen manche alles stehen und liegen. Wenn es sich dabei um Polizeibeamte im Dienst handelt, ist das ungünstig.
Foto: Jesse33 - shutterstock.com

Pokémon Go erfuhr nach seinem Release im Jahr 2016 einen ausschweifenden Hype. Dass die Jagd nach den japanischen Taschenmonstern unschöne Begleiterscheinungen wie Verkehrsunfälle und sogar Landfriedensbruch mit sich brachten, war ein großes Thema in den Medien. Ein Gerichtsprozess in den USA um zwei inzwischen außer Dienst gestellte Polizeibeamte des Los Angeles Police Department (LAPD) zeigt nun, dass auch die Staatsmacht nicht vor dem Suchtpotenzial der digitalen Monsterjagd gefeit ist.

Pokémons, Lügen & Scham

Louis Lozano und Eric Mitchell waren vom LAPD entlassen worden, nachdem sie lieber im Rahmen von Pokémon Go Monster gejagt hatten, als ihre Kollegen bei der Bekämpfung eines Raubüberfalls zu unterstützen. Nachdem die beiden Beamten gegen ihre Demission geklagt hatten, kamen nun im Rahmen des Prozesses die beschämenden Einzelheiten zu diesem Vorfall auf den Tisch. Die online veröffentlichten Gerichtsdokumente (PDF), versetzen dem ohnehin angeschlagenen Image der US-Gesetzeshüter einen weiteren Schlag.

Die Geschehnisse kurz zusammengefasst:

  • Am 15. April 2017 sind die Beamten im Einsatz - reagieren aber nicht auf die Funksprüche ihrer Kollegen, die Verstärkung für einen gerade stattfindenden Raubüberfall in ihrer direkten Nähe anfordern, sondern entfernen sich stattdessen aus der Umgebung. Die Begründung der Officers: Es sei einfach zu laut gewesen, um die Anforderungen per Funk zu verstehen.

  • Nach einer ersten Sichtung des Materials, das das Videoüberwachungssystem im Fahrzeug der Beamten aufgezeichnet hat, steht fest: Lozano und Mitchell ignorierten die Anweisungen per Funk mit Vorsatz. Es folgt eine offizielle, interne Untersuchung.

  • Nach dieser "Misconduct Investigation" und der vollständigen Auswertung der Videoüberwachung steht nun fest: Lozano und Mitchell ignorierten nicht nur absichtlich die Anweisungen von Vorgesetzten, sondern gaben sich auch noch in aller Ruhe der Pokémon-Jagd hin, während ihre Kollegen sich um den Raubüberfall kümmerten. Mit den Vorwürfen konfrontiert, streiten die Ex-Polizisten zunächst alles ab.

  • Das Gericht weist die Klage von Lozano und Mitchell am 7. Januar 2021 ab - beide seien zu Recht entlassen worden, da das Spielen von Pokémon Go "einer völligen Missachtung der Gemeinschaft gleichkommt, die zum Vertrauensverlust in öffentliche Institutionen und Ressourcenverschwendung beigetragen hat und darüber hinaus ein unprofessionelles und verächtliches Licht auf das Los Angeles Police Department wirft".

Erste Twitter-Reaktionen auf das Urteil ließen nicht lange auf sich warten:

Immerhin: Die beiden Ex-Polizsiten haben zwar nicht die Verbrecher, dafür aber die Pokémons Relaxo und Togetic eingefangen. (fm)