Zusatzprogramm baut Netz für verteiltes Rechnen auf

Kazaa transportiert blinden Softwarepassagier

12.04.2002
MÜNCHEN (CW) - Die Software des Internet-Tauschdienstes Kazaa enthält seit Februar dieses Jahres ein verstecktes Zusatzprogramm. Anbieter Brilliant Digital Entertainment will damit ein separates Netz namens Altnet einrichten, dass als weltweit verteilter Superrechner auf Peer-to-Peer-Basis dienen kann.

Insider gehen davon aus, dass die File-Sharing-Software von Kazaa, das zurzeit unter Kontrolle der australischen Holding Sharman Networks Ltd. steht, in den letzten Monaten etwa 20 Millionen Mal aus dem Netz heruntergeladen wurde. Mit dem Download erhielten die Nutzer automatisch auch den "Digital Projector Media Player" von Brilliant, der zum Abspielen von Werbeeinblendungen dient. Außerdem wird auch das Programm "Altnet Secureinstall" aufgespielt, mit dessen Hilfe es möglich ist, ein weltweit verteiltes Rechnernetz aufzubauen.

Unwissen der Anwender ausgenutztViele Nutzer wüssten nicht, dass neben der Tauschsoftware auch die Brilliant-Programme auf den heimischen Rechnern eingerichtet würden, räumt CEO Kevin Burmeister ein. Meist würden die Seiten mit den Nutzungsbedingungen während der Installation der Software achtlos weggeklickt, erklärt der Chef des Softwareherstellers aus Los Angeles. Dort heißt es jedoch, der Nutzer räume Brilliant das Recht ein, ungenutzte Leistungs- und Speicherressourcen unentgeltlich für verteilte Rechenaufgaben zu nutzen.

Burmeister kündigte ferner an, dass der Tausch von Multimedia-Daten in Altnet künftig gebührenpflichtig sein werde. Den Nutzern wolle man dies mit einer verbesserten Qualität schmackhaft machen. Insider bezweifeln jedoch, dass diese Strategie angesichts der vielen kostenfreien Tauschplattformen Erfolg verspricht. Außerdem dürfte Brilliant mit seiner Verschleierungstaktik viel Kredit verspielt haben. "Die Anwender freuen sich bestimmt nicht darüber, dass sie hintergangen wurden", erklärt Neal Goldman, Research Director bei der Yankee Group. (ba)